CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
el_vis - Abyss of stars
(68:21, Syngate, 2007)
el_vis - Esse conceptus
(67:11, Syngate, 2006)
Hinter dem Namen el_vis, der mich rein phonetisch schon mal maximal abschreckt, verbirgt sich der polnische Musiker Piotr Lenart. In Polen scheint also nicht nur die Prog-Szene numerisch vergleichsweise stark vertreten zu sein, auch in der Elektronikszene wächst dort offensichtlich einiges heran. Bei el_vis steht der Melodiefaktor relativ hoch im Kurs, das heißt avantgardistische oder langatmige sphärische Klanglandschaften hat der geneigte Hörer hier nicht zu erwarten. Die meisten Kompositionen sind eher knapp gehalten und spielen sich im 3 bis 6-Minuten Bereich ab. Das knapp 10-minütige "Moog in the foog" bildet da die Ausnahme. Hier erinnert mich Lenarts Musik stark an das "Aquarythmies" Album des französischen Keyboarders Richard Vimal. Titel wie "Green amper", "Crack-brained droid" oder "Manual" wiederum lassen mich an Peter Baumanns melodiöses, teils kommerzielles Album "Transharmonic nights" denken. Das mag zwar insgesamt eher leichte Kost sein, aber mir gefällt dieser melodiöse Ansatz des Polen, so dass das Problem, dass sich einige Stücke ähneln, nicht so sehr ins Gewicht fällt. Ordentliches Album, das leicht ins Ohr geht. "Esse conceptus" ist der Vorgänger vom vorher besprochenen "Abyss of stars" Album. Die zwölf Songs dieses Werkes wurden 2006 von Lenart aufgenommen und ebenso wie der ein Jahr später eingespielte Nachfolger 2009 bei Syngate veröffentlicht. Stilistisch sind kaum Unterschiede zwischen den beiden CDs auszumachen. Auf "Abyss of stars" ist die Eingängigkeit der Melodielinien vielleicht noch eine Spur ausgeprägter, dafür hat das Debüt für meinen Geschmack einen Hauch mehr Drive. Anspieltipps sind "J&A" oder das flotte "Object from behind the frame". Griffiges Elektronik-Album für Freunde der melodiösen Spielart.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2010