CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Electric Orange - Krautrock from hell
(78:20, Sulatron Records, 2010)

Electric Orange leben in ihrem ganz eigenen Mikrokosmos fernab in den Welten aus Psychedelic, Space- und Krautrock und voll wunderbarer analoger Klänge und Tontechnik aus den 60er und 70er Jahren. Hier kreischt und röhrt die Orgel noch schmutzig und dreckig, dröhnt die Gitarre beseelt durch die Sphären, kommt der Krautrock, sofern man dem Albumtitel Glauben schenken darf, direkt aus der Hölle. Doch nicht alles aus der Hölle ist böse, es gibt eben auch höllischen Groove, höllische Riffs und vor allem höllisch gute Musik. Die sieben Titel, deren Laufzeiten von 5 bis 25 Minuten reichen, wirken sehr organisch, sind vor allem von treibenden, hypnotischen Rhythmen und trippigen Stimmungen geprägt, über denen immer wieder die omnipräsente Orgel bzw. anderen Tastenklänge thronen. Doch mit Flöte, Gitarre und wuchtiger Rhythmusarbeit gibt es hier genügend Gegenpole, die den Tasten Paroli bieten. Sicherlich liegt viel an der Frische der Musik daran, dass hier nichts im Vorfeld einstudiert wurde, sondern hauptsächlich während der Aufnahmen entstand. Zudem scheinen ebenfalls die vermehrten Liveauftritte der letzten Jahre beim gemeinsamen Miteinander für Sicherheit und vor allem für großes Verständnis zu sorgen. "Krautrock from hell" lebt neben den erdigen Retro-Klängen vor allem von seiner schweren, düsteren, überaus meditativen Atmosphäre. Und einmal mehr hat Eroc dieses Werk durch sein Mastering auch klanglich ausgezeichnet verfeinert. Electric Orange sind heavy ohne hart zu sein, intensiv und dies mit scheinbar minimalen, aber sehr effektiv und wohl durchdacht eingesetzten Mitteln. Mit diesem Album setzen Electric Orange ihre qualitativ hochwertige Diskografie gekonnt fort und bringen selbst die heimische Lavalampe noch mehr zum Blubbern.

Kristian Selm



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