CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)

Dorian - Contaminated area
(45:46, Syngate, 2009)

Und wieder ein relativ neuer Name in der Elektronik-Szene. Es handelt sich um den polnischen Keyboarder Dorian Przystalski, der unter dem kurzen, griffigen "Dorian" firmiert. Eine kluge Entscheidung. Das hier zu besprechende Album ist bereits sein drittes Werk nach "Antimatter" und "Industrial love". Das vergleichsweise kurze Album wird eröffnet mit dem 8-minütigen "Blur memory", das recht sphärisch startet und im weiteren Verlauf durchaus eine gewisse Berliner Schule Prägung zeigt. "Light air" gefällt durch ein paar schöne Synthesizerläufe, die nachfolgende Nummer ist eher kommerziell ausgerichtet. Der längste Titel ist das fast 11-minütige "Lost lore", das auch wieder sehr sphärisch geprägt ist und sehr, sehr behutsam und langsam aufgebaut wird. Das 4-minütige "Choice of life" fällt allein schon deswegen aus dem Rahmen, da hier eine Gesangsnummer vorliegt. Die Sängerin wird von Synthesizern, Gitarre und einem recht nervigen Schlagzeugsound begleitet. Mit dem ebenfalls recht kurzen "Rust" folgt eine flotte, gelegentlich fast schon techno-artige Nummer, in der die Rhythmusarbeit das Stück dominiert. Das abschließende "White clouds" wiederum ist ein eher bedächtiger Titel, der wohlige Atmosphäre ausstrahlt. Auf weiche Mellotron-Flötentöne folgen Synthesizerparts, die mich ein wenig an die typische Spielweise von Kaipas Hans Lundin erinnern. Diese Mischung aus traditioneller Elektronikmusik, Sphärenklängen, Technoartigem und Kommerziellem bietet einige nette Aspekte, ist aber insgesamt für meinen Geschmack nicht so reizvoll, dass ich in Jubelarien ausbrechen würde. Auf der einen Seite kann man sagen, das Album ist recht abwechslungsreich. Andererseits kann man das aber auch als eine gewisse Unentschlossenheit auslegen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Fazit: ein insgesamt ordentliches Album, das aus meiner Sicht zwar ein paar Durchhänger hat, denen wiederum aber einige recht gelungene Titel entgegen stehen.

Jürgen Meurer



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