CD Kritik Progressive Newsletter Nr.68 (03/2010)
Paul Cusick - Focal point
(52:39, Q Rock Records, 2009)
Aus der Multi-Instrumentalisten Schmiede von Paul Cusick stammt dessen erstes Werk "Focal point". Nachdem der Brite bereits viele Jahre Erfahrung als Gitarrist in diversen Bands gesammelt hatte, entschied er sich letztes Jahr sein eigenes Ding durchzuziehen. Vom Songwriting, Produzieren und Einspielen (fast) aller Instrumente im heimischen Studio entstand dieses Werk in kompletter Eigenregie, lediglich am Schlagzeug wurde er von seinem Musikerkollegen Alex Cromarty und bei einem Track von Andy Edwards (Frost*, ex-IQ) unterstützt. Um es vorweg zu nehmen: Paul Cusick ist wirklich auf mehreren Ebenen talentiert. Da wären zuerst seine Kompositionen, die ein breites Spektrum von fragilen Momenten bis hin zu mächtig rockender Herrlichkeit abdecken. Cusick setzt dabei nicht nur auf ein sehr variabel eingesetztes Gitarrenspiel, das von gefühlvoller, fast schon floydiger Saitenarbeit bis hin zu hartem Riffing reicht. Er versteht es daneben ebenso, die Keyboards geschmackvoll und stilsicher mit den unterschiedlichsten Klangfarben einzusetzen. Als Sänger erweist sich der Engländer als solider, ordentlicher, aber für seine Musik durchaus passender Vertreter. Vielleicht auch deshalb enthält das Album einige Instrumentaltracks. Der Grundansatz von "Focal point" konzentriert sich vor allem auf ein mal rockiges, mal atmosphärisches Gerüst, wobei dieses in erster Linie im modernen Rock / Art Rock verwurzelt ist und weit weniger auf den technischen Aspekt schielt. Als orientierende Vergleichsmomente werden auf der Website Interpreten wie z.B. Pink Floyd, Porcupine Tree oder Chroma Key aufgeführt, wobei gerade die beiden erstgenannten des Öfteren deutlich durchscheinen, ein Track wie "Big car" sehr verdächtig nach Porcupine Tree klingt. Auch wenn er nach der typischen Prog Klischee Formel einige Mellotronteppiche auffährt, werden die Tasten für die unterschiedlichsten Sounds und niemals zu offensiv eingesetzt. In den expressiven Momenten rockt diese Scheibe richtig gut los, während die ruhigen Passagen das Tempo zurücknehmen. Die Abwechslung aus sachten und flotten Passagen ist gelungen, zudem sind die melodisch-melancholischen Arrangements überaus clever und zeitgemäß produziert. Schöne, wirklich gut gemachte, moderne Prog Scheibe.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2010