CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)
Black Bonzo - The guillotine
(49:35, B&B Records, 2009)
Retro ist nicht gleich Retro. Mit ihren ersten beiden Alben kultivierten Black Bonzo in jeglicher Hinsicht einen Stil, der komplett auf die 70er abzielte. Sound, Struktur, Arrangements und Instrumentarium, wie auch Outfit und Look der Band waren komplett in den 70ern zu Hause, dazu vermengte man, mal durchaus geschickt, mal gekonnt kopiert, die Helden der Vergangenheit aus dem Hard & Progressive Rock. Ihr aktuelles Album setzt diese Richtung fort, jedoch mit einigen, nicht unwesentlichen Korrekturen, die letztendlich für eine dosierte Neuorientierung sorgen. Um es simpel auf den Punkt zu bringen, könnten man sagen: weg vom Prog, hin zum Rock. Black Bonzo verabschieden sich nahezu komplett von verschachtelten Arrangements, dominanten Keyboards und gelegentlichem Bombast. Vielmehr geht es hin zu gitarrenlastigem Groove, erdigen Rhythmen bzw. fetten Orgelsounds, sowie melodiöser, hard-rockender Geradlinigkeit. Natürlich ist der Prog-Einfluss nicht komplett abhanden gekommen, doch scheint man mittlerweile auf einen massenkompatibleren, schnörkellosen Retro Sound zu setzen. Das ist selbstverständlich immer noch gut und souverän gemacht, trotzdem verlieren Black Bonzo damit inhaltlich einiges von ihrer Magie, vom gekonnten Überraschungsmoment, der gerade die letzten beiden Alben prägte. Natürlich muss eine Rückkehr zu einfachen, groovigen Mitteln kein schlechter Schritt sein, doch wenn man sie z.B. mit einer ähnlich gelagerten Band wie Bigelf vergleicht, wird offensichtlich, dass Black Bonzo eben nicht mit deren Klasse mithalten können und in der großen Konkurrenz der unzähligen Retro Rock Combos es sicherlich schwer haben werden. So verkaufen sich die Skandinavier selbstverschuldet einfach unter Wert. Was in ihnen immer noch steckt, das beweist das Album abschließende "Supersonic man", in der endlich die Instrumentalisten mehr Freiheit bekommen und man es kernig abgehen lässt. Vielleicht gelingt Black Bonzo aber mit diesem Album auch ganz überraschend der Durchbruch auf breiterer Fläche - warten wir's ab.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009