CD Kritik Progressive Newsletter Nr.67 (12/2009)

Sunpath - Night dream call
(52:20, Privatpressung, 2009)

Die Stimme von Ralf Kierspel (ex-Picture This) nimmt als Erstes gefangen. Ihr sanftes Schmirgeln erinnert an Vokalisten-Hausnummern wie T-Bone Burnett, Paul Roberts oder vielleicht auch Kai Wingenfelder (wohl alle im Musikmonopoly auf der Schloßallee zu finden), hat aber dabei ihren ganz eigenen Reiz. Doch auch die Mitstreiter Rafael Sontag (guit, back voc), Felix Starker (guit), Beniamino Alba (bss) und Cyril Kajnar (drms) überzeugen rundum. Die Produktion dieses Zweitlings scheint unverschämt gut für ein Eigengewächs aus Baden-Württemberg, die Kompositionen sind jedenfalls unaufgeregt und gerade dadurch stark. Will sagen: Aufgrund des durchgängig reduzierten Tempos merkt man vielleicht erst im dritten oder vierten Durchlauf, wieviel Struktur und guter Arrangementgeschmack sich hier verbirgt. Obwohl die Gitarrenarbeit wirklich auch hohe Ansprüche befriedigen dürfte, gibt es keine l'art pour l'art -Griffbrettrutschereien auf dem Sonnenpfad. Stattdessen herrscht eine "erzählerische" Grundstimmung vor, selbst wenn - wie beim Titelstück - mit Grunts-artig verzerrter Stimme Effekte gesetzt werden. Dafür scheint das sanfte "Mariana" dann schon wieder fast radiotauglich. Das Gesamtresultat klingt wie ein Jam von T-Bone Burnett mit Sieges Even in Balladenstimmung. Geht bei diesem Night Dream Call also ruhig dran!

Klaus Reckert



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