CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Asaf Matityahu - A figure in the dark
(33:07, Privatpressung, 2009)
Es gibt ja immer wieder Überraschungen. So lag neulich ein Päckchen aus Israel im Briefkasten. Inhalt: Bewerbungsmaterial eines israelischen Musikers, der für seine Arbeit auf der Suche nach einem passenden Label ist und diesbezüglich auf Musea gestoßen war. Abgesehen vom Exoten-Bonus (wobei Israel ja auch schon längst nicht mehr Prog-Niemandsland ist) so weit nichts Ungewöhnliches. Ein Blick ins Booklet verrät einem erst mal als grundlegendes Line-Up Gesang (Asaf himself), Gitarre und Schlagzeug plus einige Gastmusiker. Und schon war ich auf der falschen Spur, denn ich dachte hier schon eher an ein gitarrenbetontes Singer/Songwriter Album, aber es geht gleich mit sperrigen, komplexen Prog Passagen los, in denen auch Keyboards eine gewichtige Rolle spielen. Es lief also gleich sehr vielversprechend an, doch leider wird der Gesamteindruck durch den Gesang unseres Musikstudenten aus Israel arg getrübt. Hart im Akzent, bisweilen sehr gewollt aggressiv klingend, kommt die Stimme tatsächlich etwas exotisch rüber und weiß nicht so recht zu gefallen. Theoretisch wäre das fast schon ein k.o.-Kriterium, doch Asaf kann auch einige klare Pluspunkte verbuchen: seine Kompositionen sind besonders dann bemerkenswert, wenn die Musik ins Klassische gleitet, wenn Streichquartett oder Flöte einbezogen werden. Da stehen den frickeligen Parts richtig schöne Symphonik-Wohlklang-Arrangements gegenüber. In dieser Hinsicht hat er feines Material im Angebot. Und auch die sperrig-komplexen Parts, schon mal mit kräftiger Gitarre unterlegt, sind durchaus bemerkenswert. Hier könnte etwas richtiggehend Gutes entstehen, wenn denn an der Gesangsposition etwas geändert werden würde und die gesanglichen Passagen auch nur halbwegs die Güte der instrumentalen Arbeiten erreichen würden.
Jürgen Meurer
© Progressive Newsletter 2009