CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Lazuli - Réponse incongrue à l'inéluctable
(47:27, Privatpressung, 2009)

Mit ihrem 2006er Album "En avant doute...", aber vor allem dank ihrer Kurz-Tourneen durch Deutschland, ob als Top Act bzw. im Doppelpack mit Riverside, haben sich Lazuli in letzter Zeit ebenfalls in unseren Breiten einen ausgezeichneten Ruf erspielt. Die Kritiker sind zu Recht voll des Lobes und wer die Band einmal live erleben durfte, der weiß, was alles in dieser überaus sympathischen Band aus Südfrankreich steckt. Dieses Jahr wagt man einen erneuten "Angriff" auf die Teutonen und die progressive Allgemeinheit, spielt man im Sommer zum einen auf der Loreley, wie zum anderen bereits Anfang Juni der neue Longplayer erschien. Die Band mit der außergewöhnlichen Besetzung (u.a. mit Vibraphon, Warr Guitar und der selbst entwickelten Léode, grob gesprochen einer Mischung aus Gitarrensynthesizer und Chapman Stick) und den daraus resultierenden, sehr interessanten, originellen Klangfarben, setzt auf ihrem neuesten Werk die zuvor eingeschlagene Richtung mit kleineren Veränderung fort. Geblieben ist der francophile, recht moderne Einschlag, dafür nimmt man sich inzwischen mehr Zeit für die Ausgestaltung der Songs, so dass sich einige Titel jenseits der 7 Minuten Grenze bewegen, man sogar einen über 10-minütigen, dreigeteilten Longsong am Start hat. In erster Linie klingen Lazuli jedoch immer noch überaus eigenständig, ist ihr moderner Art / Progressive Rock neben dem landessprachigen, sehr eindringlichen Gesang von Frontmann Dominique Leonetti, sowie einer inhaltlich groben Mischung aus aktuellen King Crimson Sounds, energetisch-expressivem Rock und dramatisch-euphorischen Sounds geprägt. Lazuli verfügen trotz eines einzigartigen Instrumentariums über einen griffigen, aktuellen Rocksound mit leichten Folk- bzw. Ethno-Elementen. Als Kritikpunkt kann ausschließlich angeführt werden, dass dieses Mal einige Songs doch um ein paar Minuten bzw. zu ausgedehnte, eher unnötige Samples zu lang geraten sind, somit die innere Spannung hier verloren geht. Ansonsten hat diese Band immer noch eine ganz eigene Power und prächtige Dynamik, die derzeit unvergleichbar ist. "Réponse incongrue à l'inéluctable" hätte wie gesagt zwar einige inhaltliche Kürzungen vertragen, ansonsten sind Lazuli auf bestem Wege, mit ihrem ganz eigenen Stil für weitere, anhaltende Begeisterung zu sorgen.

Kristian Selm



© Progressive Newsletter 2009