CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Haddad - Eros & Thanatos
(47:30 + 45:35, Rock Symphony / Musea, 2009)
Ein Doppelalbum mit einem aufwändigen Konzept, ein Cover mit Clownsmaske und Echse im leichten Fantasy Touch, im Dutzend billiger scheint alles perfekt vorbereitet zu sein für die ganz große Läster-Orgie! Dummerweise wird man dann zum Teil nicht enttäuscht, denn dieses opulent gestaltete, sinfonische Werk im wattigen Weichspülsound wartet leider doch mit etwas zu viel heißer Luft und gewissen Längen auf. Auch die Keyboardsounds sind zuweilen etwas sehr eigenartig gewählt, wie dieses Album zudem das Vorurteil bestätigt, dass Produktionen aus Brasilien etwas zu leichtgewichtig und musikalisch nicht fordernd genug daherkommen. Andererseits finden sich beim Opener ebenso einige sehr gefühlvolle und geschmackvolle Gitarrensoli und Flötenparts, womit sich die Band zum Teil aus dem eigenen musikalischen Sumpf herauszieht, in den sie sich hineinmanövriert hat. Hinzu kommen leicht floydige Passagen, die für die nötige Atmosphäre sorgen sollen. Dennoch wirkt nicht jedes Break logisch und auch die Songdramaturgie fällt in einige tiefe Löcher. Wenn sich Haddad jedoch auf ihre sinfonischen Stärken besinnen und akustische und elektrische Einflüsse leicht klassisch angehaucht verschmelzen, ist ein gewisser Unterhaltungsfaktor gegeben. Doch schon sehr früh hat die Band ihr kompositorisches Pulver verschossen und netter, zwangloser Schunkel Prog erhellt anschließend die Gemüter. Der in Landessprache gehaltene, immer leicht verschlafen wirkende Gesang passt gut zu den ruhigeren Passagen, besonders dann, wenn die Band versucht, mit balladeskem, zuweilen sehr seichten Sinfonik Pop das Ohr zu umschmeicheln. Ob es dazu unbedingt als flankierende Maßnahmen weibliche "Uh-Uh" Chöre, schmieriges Saxophon und synthetischen, gruseligen Streicherschmalz benötigt hätte, sei mal dahingestellt. Das alt gediente Zitat "weniger wäre hier mehr gewesen" trifft in vielerlei Hinsicht auf dieses Doppelalbum zu, denn eine CD mit den besten Ideen wäre hier definitiv die bessere Wahl gewesen, auch wenn damit letztendlich nur eine leidlich unterdurchschnittliche Scheibe entstanden wäre. Somit bleibt "Eros & Thanatos" eine exotische, wenig nachhaltige Randnotiz aus Brasilien.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009