CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Shub Niggurath - Introduction
(41:23, Soleil Zeuhl, 2009)

Vier Jahre, bevor die französische Zeuhl Band Shub Niggurath ihr abgrundtief schwarzes Chamber Rock Werk "Les morts vont vite" aufnahm, spielte die Band, in der übrigens gleichen Besetzung Allain Ballaud (b), Franck Couland (dr), Franck William Fromy (g, perc), Jean-Luc Hervé (p, Harmonium), Ann Stewart (voc) und Véronique Verdier (tr) - der spätere Schlagzeuger Michel Kervinio gehörte damals noch nicht zur Band - 5 Songs ein, die als Bewerbung gedacht waren. Die Band versandte die Songs auf Kassette an Konzertpromoter und Veranstalter, eine LP sollte nicht daraus werden. Die Songs sind nicht detailliert ausgearbeitet, wie die des Debütalbums, und doch von großer Komplexität, illustrem Detailreichtum, finsterer Dunkelheit, schwerer Dramatik. Welch Glück, dass die Aufnahmen nun auf CD vorliegen. Von Enthusiasten gesammelt, Udi Koomran (Ahvak, Present) von Kassette überspielt, klangtechnisch überarbeitet und zu dem ausgezeichneten Ton gebracht, den die Aufnahmen herzugeben und die moderne Technik daraus zu machen in der Lage sind, wenn ein ausgezeichneter Klangtechniker an den Reglern sitzt, der die Aufnahmen nicht zu zerstören, sondern zu retten weiß - sind 5 Songs zu hören, die nur in einem Fall mit dem Debüt übereinstimmen: "Yog Sothoth", jedoch in anderer Version. Shub Niggurath (die ihren Namen aus H.P.Lovecrafts erfundenen Mythologien entliehen haben, dort ist Shub-Niggurath ein Dämon) spielten ihre Musik 1982 noch nicht so orchestral wie 4 Jahre später. Der Bombastfaktor ist enorm, in der abstrakten Düsternis steckt nicht wenig Pathos. Der wahnwitzige Sound hat nicht nur in der progressiven Musik seine Einflusszone, gewiss waren Klassik-Komponisten wie Igor Strawinsky und viel mehr noch Richard Wagner am Werdegang des typischen Stils der Franzosen nicht unbeteiligt. Mit den eher avantnoisigen Improv-Klängen des späteren Albums hat "Introduction" also nichts und gar nichts zu tun. Shub Niggurath zeigen Parallelen zu Univers Zero, Present und auch King Crimson, ebenso zu Art Zoyd, in der epischen Düsternis zu Magma, obschon die ganz anders unterwegs waren. Jazz findet nicht statt, eher ist der Bandsound ein feiner Inspirationsmix aus avantgardistischem Progressive Rock und atonaler Neuer Musik. Die Dramatik der Kompositionen, die schiere Abgründigkeit der Hoffnungslosigkeit in der Musikemotionalität, der erhabene Bombastfluss und die "schräge" Disharmonie-Sucht der kraftvollen Themen werden Freunden der avantgardistischen Prog-Schule ganz besonders gefallen. Ich darf empfehlen, die Platte schnellstens laut zu hören und die Sammlung mit einem weiteren Edelstein zu verfeinern / vergrößern.

Volkmar Mantei



© Progressive Newsletter 2009