CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)
Qukion - Escargot bianco
(45:19, Poseidon / Musea Parallele, 2009)
Der jüngste Streich der gewitzten Folkjapaner Quikion sammelt vier Tracks ihrer ersten EP, die bereits 1999 veröffentlicht worden war, zudem fünf als Bonustracks gelisteten Songs, die zwischen 1995 und 2005 aufgenommen wurden und bisher nicht allgemein zugänglich waren. Der die CD eröffnende Titeltrack ist ein erfrischend leichtes Motiv, pseudofranzösische Folklore, charmant, humorvoll, beschwingt, kurzweilig. Die weiteren drei Tracks der ursprünglichen EP sind schwermütiger, melancholischer, verträumter. Die rein akustische Einspielung hat einen exzellenten Klang. Akustische Gitarre, Glockenspiel, allerlei Perkussion, Akkordeon, Pianica und der wohlklingende Gesang von Bandchefin Totoki Yukiko liegen satt und weich in den vollmundigen Arrangements. Folkfreunde dürfen sich über exzellente Klangqualität und allerfeinste technische Einsielung freuen. Allein, technische Mätzchen gibt es wenig zu hören, die Songs sind emotionale Epen, prächtig wie frühlingssatte Landschaften. Zum fünften Track gibt es eine längere Pause, so ist der Wechsel zum Bonus markiert. Die fünf Tracks sind live aufgezeichnet, und von ebenso besonderer Klangqualität wie die ersten vier Songs. Zwischen nachdenklicher Stille und sich überschlagender Clownerie spielen die Stücke sich ab, zumeist als dunkle Melancholiker, die sanft fließende Schwermütigkeit lieben, hier und dort jedoch zu neckischen Späßen ausholen können. Yukikos Gesang begleitet die instrumentale Vielschichtigkeit hinreißend, die Dame hat eine sehr schöne Stimme, ihre Sprache schmiegt sich den Songs wie dem Hörsinn angenehm an. Freunde anspruchsvoller Folklore, die nicht vor schrägen instrumentalen Ausflügen scheut, sollten der Band unbedingt zuhören.
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2009