CD Kritik Progressive Newsletter Nr.66 (09/2009)

Parzivals Eye - Fragments
(78:18, Red Farm Records, 2009)

Nachdem das W von RPWL bereits solistisch unterwegs ist, sprich Kalle Wallner mit seinem Projekt Blind Ego, folgt nun das P, also Chris Postl, der etatmäßige Bassist der Freisinger Band. Er geht auf den ersten Blick ähnlich wie sein Bandkollege vor. Seine erste Soloscheibe "versteckt" er einfach hinter dem Namen Parzivals Eye und als Gäste konnte er ebenso einige bekannte Kollegen aus dem Progressive / Art Rock Bereich gewinnen. So verfeinern u.a. Christina Booth (Magenta) und Pallas Frontmann Alan Reed einige Titel mit ihrem Gesang, während als Gast-Gitarrist der ehemals beim Alan Parsons Project tätige Ian Bairnson einige Parts beisteuert. Als Produzent und Keyboarder fungierte weiterhin sein RPWL Mitstreiter Yogi Lang. Doch ist "Fragments" musikalisch dann doch eine andere Angelegenheit als Blind Ego. Es geht vermehrt in den Bereich episch-sinfonischen Art / Progressive Rock, die Ähnlichkeiten zu RPWL sind augenscheinlicher. Dennoch verfügt dieses Album über eine deutliche individuelle, persönliche Handschrift, trotz einiger floydiger, atmosphärischer Parts, die mehr an die Stammband erinnern. Christ Postl spielt hier übrigens nicht nur Bass, sondern ebenfalls Gitarre, Keyboards und bei einigen Tracks übernimmt er zudem den Gesang, wobei er eher über eine unauffällige, aber ordentliche Stimme verfügt. Dennoch merkt man natürlich einen deutlichen Unterschied zum kraftvollen Organ von Alan Reed. Von der Grundstimmung her ist dieses Album vermehrt im atmosphärisch-melodischen Bereich angesiedelt, hin und wieder bekommen aber auch die Saiten eine etwas prägnantere, sehr rockige Spielweise verpasst oder den Instrumentalparts wird progressive Power eingehaucht. Mit der eigenständigen Coverversion des Crosby, Stills, Nash & Young Klassikers "Chicago" gelingt zudem eine gekonnte Verbeugung vor der Vergangenheit. Großer Pluspunkt sind eindeutig die Songschreiberqualitäten von Chris Postl, der mit seinen oftmals im Mid-Tempo Bereich angesiedelten Songs ein gutes Gespür für griffige Hooks, aber auch schwebend-elegante Instrumentalparts beweist. Oder wie es recht griffig im Promozettel steht: "hochwertige Songs, die den Spirit des siebziger Meloprogs...hochleben lassen". Genau so ist es.

Kristian Selm



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