CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)
Marillion - Happiness is the road Vol.1/2
(56:09 + 52:05, Intact Records, 2008)
Mit "Happiness is the road" versuchen Marillion genau dem Namen ihrer 97er Kompilation folgend "The best of both worlds". Nachdem die Band gerade in den letzten Jahren mit Konzeptwerken wie "Marbles" (2004) oder "Brave" (1994) die größten Erfolge bei ihren Fans feierten, legen sie mit "Vol.1 - Essence" ein weiteres inhaltlich zusammenhängendes Werk mit einem geschlossenen Ansatz und teilweise übergangslos ineinander verzahnten Songs vor. "Vol.2 - The hard shoulder" dokumentiert die andere, mehr songdienliche Seite der Band, womit man auf den ersten Blick quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Doch so ganz funktioniert dieser gut durchdachte Ansatz, der zunächst nur über die bandeigene Website der Band bzw. per Download erhältlichen Alben dann doch nicht. Zum einen möchte eine nicht gerade unerhebliche Anzahl der Fans immer noch ein "echtes" Album in den Händen halten, weswegen mittlerweile "Vol.1 / 2" als Doppelalbum bzw. auch als Einzel CDs ebenfalls im Fachhandel erhältlich ist. Zum anderen scheint die Band am eigenen Vorhaben, es wirklich allen irgendwie Recht machen zu wollen, dann doch in erhabener Ehrfurcht zu scheitern. Beide Alben sind für sich alleine betrachtet durchaus gut und solide, aber für Marillion Verhältnisse und im Vergleich zu früheren Alben eben auch nicht mehr. Das Niveau ist ordentlich, zuweilen überdurchschnittlich und sowohl "Vol.1", als auch "Vol.2" haben ihre guten bzw. genialen Momente, aber man weiß eben auch, dass noch mehr geht. Das teilweise Scheitern liegt an mehreren Tatsachen: Marillion vertrauen zu sehr auf ihren improvisativen, Jam-artigen Songansatz, womit zwar ein guter Songfluss, aber nicht zwingend ausgereifte Songideen entstehen. Weiterhin verzichtet man dieses Mal auf ausgiebige Instrumentalparts, wodurch einfach ein Gegenpol zu den Gesangspassagen fehlt. Und zu guter letzt leben viele Songs ausschließlich von ihrer recht ähnlichen Atmosphäre, als dass man es eben etwas mehr krachen lässt bzw. inhaltliche Abwechslung bietet. Damit klingt gerade auf "Vol.1" einiges ähnlich, vermisst man die Power bzw. die Dynamik, die man von älterem Material kennt. "Vol.2" setzt dafür wesentlich mehr auf stilistische Abwechslung und bietet inhaltlich größere Überraschungen. Schade eigentlich, dass die Alben von Marillion immer wieder inhaltlichen Schwankungen unterworfen sind. "Happiness is the road" ist keine maßlose Enttäuschung, aber ebenfalls keine Großtat. Somit sollte eigentlich nach der Regel der letzten Jahre als nächstes Werk wieder etwas Beachtenswertes folgen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009