CD Kritik Progressive Newsletter Nr.65 (05/2009)

Saris - Curse of time
(58:48, Duck Dive Music, 2009)

Die aus Bochum stammenden progressiven Hardrocker Saris lassen nach gut 16 Jahren Veröffentlichungsflaute wieder ein Lebenszeichen von sich hören. Mastermind Derk Akkermann hat seit Gründung der Band im Jahre 1981 keinen Musiker aus der Ursprungsbesetzung mehr um sich. Dafür hat er mit Schlagzeuger und Keyboarder Achim Schmidt einen bereichernden Mitkomponisten und Produzenten an seiner Seite und seit 2008 den Ausnahmesänger Thomas "Hacky" Hackmann mit an Bord. Entsprechend seinem Stimmspektrum hat "Hacky" viele Aktivitäten im Prog Metal- und Hardrockbereich vorzuweisen und wirkte z.B. bei Bands wie Saxon, Helloween und Blind Guardian oder dem Rock Oper Projekt Genius (u.a. auch dabei John Wetton und Steve Walsh von Kansas) mit. Der Einstieg in das 59 Minuten lange Werk ist durch kernige Rhythmen, melodisch-lebendige Keyboardparts und starke Gesangsleistung gekennzeichnet, wobei die musikalische Ausrichtung im Spannungsfeld zwischen dezentem Prog Metal, Hard Rock und AOR liegt. Der progressiv-musikalische Anteil von "Curse of time" wird hauptsächlich durch die bereichernden Keyboardläufe sowie die Rhythmuswechsel charakterisiert, wobei mir in Ergänzung mit den Gitarrensoli schwerpunktmäßig Ähnlichkeiten zu Rocket Scientists / Erik Norlander und Ayreon auffallen. Es gibt aber auch schon mal geringe Anleihen in Richtung Saga oder etwa Dream Theater zu vernehmen. Die Orchester-Arrangements / Samples, die hauptsächlich auf "Miracles" zu hören sind, geben der Musik zusätzlich ein größeres Klangspektrum. Der Longtrack "Miracles" bedarf sowieso der besonderen Erwähnung, da hier auch durch den zusätzlichen Gesang mit hoher und klarer Stimme von Anja Guenther ein Track im Stil einer Rockoper dargeboten wird. Vor allem ist "Miracles" durch unterschiedliche Stimmungen, gelegentliche Ausflüge im gemäßigten Prog Metal Genre sowie kompakten Sound gekennzeichnet. Das Wechselspiel zwischen Gitarre und Keyboards mit orchestraler Untermalung und gelegentlichen Engelschören im Background sorgen für reichlich Abwechslung. Ich wurde hier auch etwas an Nightwish erinnert. Dafür sorgen dann das balladeske Stück "A winter's tale" (gesungen von Anja Guenther) oder die mehr AOR ausgerichteten "Falling leafs" und "Waiting 4" wiederum für geradliniges Klanggut. Zum Abschluss bieten Saris mit "Behind the times" ein abwechslungsreiches progressivrockendes Instrumental mit wohltemperierter Einleitung, feinen Rhythmuswechseln, flirrenden Keyboardläufen, erdigem Bass- und lebendigem Schlagzeugspiel sowie hymnischer Gitarrenbehandlung, so dass mir zum Ende der CD der Hörappetit richtig angeregt wird. Allerdings dürfte für meinen Geschmack etwas mehr komplexere Kompositionsgüte wie z.B. bei "Miracles" oder "Behind the times" und etwas weniger Vorhersehbarkeit auf einigen Songs vorzufinden sein. Insgesamt muss ich allerdings feststellen, dass den Bochumern eine Produktion auf internationalem Niveau gelungen ist, die bei entsprechender Promotion ihre Fans im sinfonisch orientierten Hardrockgenre finden sollte. Klangauszüge gibt's bei MySpace.

Wolfram Ehrhardt



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