CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Ivanhoe - Lifeline
(51:34, Silverwolf Productions, 2008)
Anfang der 90er sorgte ein gewisser Peter Wustmann mit seinem Label WMMS für einigen Schwung in der gerade wieder neu aufkeimenden deutschen Prog Szene. Er sicherte sich u.a. die Wiederveröffentlichungsrechte für die Alben von Anyone's Daughter und Hölderlin, gab aber ebenfalls aktuellen Bands wie z.B. Asgard, Garden Wall, Maryson oder Ines eine Chance. Ebenfalls bei ihm unter Vertrag: Ivanhoe, die damals als deutsche Antwort auf Dream Theater gehandelt wurden. Mittlerweile zogen einige Jahre ins Land, Herr Wustmann und sein Label verschwanden unter etwas dubiosen Umständen von der Bildfläche, und nach diversen Umbesetzungen sind Ivanhoe seit Beginn des Jahrtausends ebenfalls wieder aktiv. "Walk in mindfields" läutete 2005 das Comeback ein, mit "Lifeline" folgt in diesem Jahr die schwermetallische Fortsetzung. Vom ewigen Vergleich mit Dream Theater hat man sich schon seit längerem freigeschwommen, "Lifeline" setzt aber trotzdem auf die notwendige Härte und die richtige Mixtur aus hymnischen Melodien und songdienlicher Komplexität. Ivanhoe sind jedoch keine Frickelkönige, sondern ihr Hauptaugenmerk ist eindeutig auf kompakte, powervolle Arrangements ausgerichtet. So spielen die Keyboards lediglich eine untergeordnete Rolle und werden mehr als atmosphärische Komponente zur Untermalung eingesetzt. Ebenso finden sich hier keine ausschweifenden Gitarrensoli, sondern die Jungs aus dem Schwabenland setzen vielmehr auf einen dichten, riffbetonten Bandsound, der weniger den Einzelnen, sondern mehr das bestens aufeinander abgestimmte Zusammenspiel in den Vordergrund stellt. Die Stärke von "Lifeline" liegt in erster Line darin, dass sowohl die neun abwechslungsreich gestalteten Songs ohne Durchhänger auskommen, inhaltlich und stilistisch eine stimmige, dynamische Heavy Mischung gefunden wurde. Prog Metal muss glücklicherweise nicht immer nach Schema F funktionieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009