CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Hermetic Science - These fragments I have shored against my ruins
(50:26, Musea, 2008)
Eigentlich ist Ed Macan arbeitsmäßig als Musikwissenschaftler bestens ausgelastet, doch seine Liebe zur Musik ist nicht nur sein Beruf, sondern schon mehr seine Berufung. Neben seinen Aktivitäten als Autor (u.a. das überaus lesenswerte "Rocking The Classics - English Progressive Rock and the Counter Culture") gehört sein weiteres Augenmerk seit den späten 90ern dem Bandprojekt Hermetic Science. Das aktuelle Album ist bereits die vierte Veröffentlichung, doch abgesehen von einer neuen Schlagzeugerin, ist es auch inhaltlich so etwa wie eine Neuorientierung, fast schon ein Neuanfang. Das fängt beim Artwork an, für das sich dieses Mal Paul Whitehead (u.a. Grafiker bei einigen klassischen 70er Jahre Genesis Alben) zuständig fühlt und findet inhaltlich seine Fortsetzung. Bereits beim letzten Werk "En route" (2001) wurden die von den ersten beiden Alben gewohnten Vibraphon und Marimba Klänge verdängt und mehr analoges Keyboardequipment in den Fokus gerückt. Mittlerweile werden die diversen Sounds und Instrumente noch mehr vermischt und Ed Macan scheint zudem seine Leidenschaft für das Klavier wieder entdeckt zu haben. Ebenso ist inhaltlich ein wesentlich klassischerer Ansatz zu entdecken, der den Titeln mehr Ernsthaftigkeit, aber auch arge Kopflastigkeit verleiht und teils sakrale, pastorale Stimmungen erzeugt. Doch wie bereits beim letzten Album fehlt den Songs trotz allen inhaltlichen Anspruchs teils der finale Kick. Von der Spieltechnik und vom Können ist hier sicherlich keine Kritik anzusetzen, ebenso sorgt die klangliche Breite durch unterschiedliche Tastenklänge für genügend Abwechslung, doch reißt einen der Inhalt irgendwie nicht wirklich mit. Es entsteht mehrfach der Eindruck von anspruchsvoller Ästhetik, als dass man emotional berührt wird. Vielleicht liegt es auch an den meist im Mid-Tempo Bereich angesiedelten Ideen, denen etwas mehr Dynamik gut getan hätte. Zwischendurch blitzen immer wieder gute Einfälle auf (z.B. mit treibendem Bass und Hammond Orgel oder durch schwebende Marimbaläufe), von denen man sich einfach noch mehr gewünscht hätte. Wer Progressive / Klassik Rock mit etwas anderen Sounds und nicht nur nach dem typischen Strickmuster vieler Retro Prog Bands hören möchte, sollte sich durchaus mal mit Hermetic Science beschäftigen. Diverse Downloadmöglichkeiten zum Reinhören bietet die Homepage der Band.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009