CD Kritik Progressive Newsletter Nr.64 (02/2009)
Anima Mundi - Jagannath Orbit
(67:17, Musea, 2008)
Prog aus Kuba? Musea macht's möglich! Nun ist das Land in der Karibik ja eher wegen anderer Personen bzw. Ereignisse bekannt, aber auch die Erben von Che Guevara und Fidel Castro sind mitunter im Untergrund progmusikalisch unterwegs. Zwar flüchteten in der Vergangenheit einige Musiker aus dem Inselstaat und fanden z.B. in den U.S.A. oder Mexiko eine neue Heimat, doch Anima Mundi sind ihrer Heimat treu geblieben. Rund sechs Jahre nachdem sie ihr Debüt bei Mellow Records veröffentlichten, liegt nun der Nachfolger "Jagannath Orbit" vor. Doch so exotisch die Herkunft der Band, so musikalisch doch eher traditionell musiziert das Sextett. Meist ausschweifende, opulente Arrangements (drei der sechs Tracks des Albums sind mehr als 10 Minuten lang), mit Wechseln zwischen folkigen, ruhigen Parts und sinfonischer Vollbedienung bestimmen dieses Album. Dabei setzen Anima Mundi vor allem auf prächtige Melodien, streuen aber genauso kleinere Ecken und Kanten ein. Der im Pressezettel angeführte Vergleich zu Yes kann bei einigen stimmungsschaffenden Parts bestätigt werden. Durch Gastmusiker an z.B. Klarinette, Didgeridoo und Fagott wird zudem die Klangfarbe erheblich erweitert. Dominant steht aber vor allem das wuchtige, mal schwebende Spiel von Gitarrist Roberto Díaz im Wettstreit mit den soundtechnisch geschmackvoll eingewobenen Keyboardparts von Virginia Paraza. Anima Mundi verbinden traditionelle Songansätze mit teilweise modernen Sounds und ordentlichem Rockdrive. Die Band ist damit weder komplett im Retro Fahrwasser unterwegs, noch stehen aktuellere Ansätze zu arg im Vordergrund. Schwachpunkt ist leider einmal mehr der Gesang, da Frontmann Carlos Sosa stimmlich doch etwas drucklos wirkt und man sich leider zudem dazu entschloss, statt auf die spanische Muttersprache lieber auf die internationale Variante, nämlich Englisch, zurückzugreifen. "Jagannath Orbit" ist letztendlich eine solides, bisweilen richtig gutes Album der harmonischen-bombastischen Art, dem letztendlich noch etwas der Feinschliff fehlt und besserer bzw. spanischer Gesang gut getan hätte. Doch nicht nur wg. des Exotenbonus ist dieses sinfonische Werk sicherlich ein Reinhören wert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2009