CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)
Presence - Evil rose
(68:42, Black Widow, 2008)
Presence gehören zu den "Urgesteinen" bei Black Widow. Die Band, die zu den ersten Vertragspartnern des italienischen Labels gehörte, ist bereits seit Anfang der 90er aktiv, "Evil rose" die insgesamt siebte Veröffentlichung der Band aus Süditalien. Noch bevor im Mainstream Bands mit Sängerinnen und düsterem Gothic Touch zu den großen Abräumern wurden, gehörten Presence zu den Vorreitern dieser Kombination. Doch der große Erfolg blieb aus, was sich wohl kaum mit "Evil rose" ändern wird, da die Band vor allem eine etwas weniger zugängliche Spielweise favorisiert. Ein gewisser Änderungsdrang ist dennoch zu verspüren, denn zum ersten Mal wagte man sich an zwei Coverversionen, und zwar "The prophet's song", dem definitiv progressivsten Stück von Queen, sowie den Rainbow Klassiker "Gates of Babylon". Dazu kommt auf der anderen Seite der Skala der mehr als 18-minütige Titelsong, wie auch ansonsten eine recht breite Palette aus den düsteren, härteren und progressiven Spielarten abgedeckt wird. Doch gerade bei den Coverversionen scheitert die Band leider ganz famos. Zum einen kann sich Sängerin Sophya Baccini nicht mit den stimmlichen Qualitäten von Freddie Mercury bzw. Ronnie James Dio messen, zum anderen wirkt auch die instrumentale Umsetzung klanglich zu drucklos und diffus. Zwar treten die soundtechnischen Defizite bei der klanglichen Power bzw. im Mix auch beim übrigen Material zu Tage, doch das eigene Material klingt um einiges stimmiger und adäquater auf die Band abgestimmt. Presence beherrschen die Klaviatur des beherzten Pathos und Bombastsounds, den Schwenk von besinnlicher Sinfonik bis hin zur orchestralen Vollbedienung, während die Frontfrau gesanglich kräftig dazu schmettert oder leise wispert, leider aber auch einige schräge Töne beisteuert. Dabei gehört vor allem der bereits vorhin angesprochene, epische Titelsong zu den Highlights dieses Albums. Wuchtig, düster und progressiv verzwirbelt wird hier durch dunkle, mystische Regionen gewandert, holen sich hier Presence wieder einigen Bonus zurück, den sie zuvor zum Teil verspielt haben. Ganz wie sein Inhalt, ist auch die Gefühlslage nach dem Anhören von "Evil rose": eher wechselhaft. Presence bleiben schwer zu kategorisieren und üben eine gewisse Faszination aus. Über die Gesamtlänge des Albums bleiben dann dennoch ein paar Fragezeichen, sowie die Abzüge beim Sound übrig, wenn auch ganz leicht die positiven Eindrücke überwiegen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008