CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

The Night Patrol - The path
(78:29, office4music, 2008)

Seit wenigen Wochen liegt nun das dritte Album von The Night Patrol vor. Man durfte gespannt sein, wohin die Entwicklung nach der erzwungenen Neuausrichtung ohne Sänger Marijan geht. Auf dem Instrumentalalbum "Lost voice" wurde die Marschrichtung Prog mit Anklängen an King Crimson, Flower Kings und Brand X gewählt und dieser Weg wird konsequent weiterverfolgt. Auf der Position des Gitarristen hat es einen Wechsel gegeben, zum wiederholten Mal ist Stefan Grob dabei, vielleicht kennen einige dessen als Grobi's Cosmic Toilet veröffentlichte Alben. Stefan ist der experimentelle Musiker, den Michael Vuckovac zur Umsetzung seiner Ideen brauchte. Auch einige Gäste hatte er sich eingeladen, diesmal ist ein echtes Saxophon zu hören und keine Bläser aus der Dose. An die, denen dieses Instrument auf den Magen schlägt, wie meinem Freund Günthi, der doch tatsächlich bei der Überspielung einer Supertramp-LP sämtliche Passagen von John Anthony Helliwell herausschneidet, kann ich Entwarnung geben, die Sax-Einsätze sind sparsam verteilt. Auf dem Titelsong ist erstmals wieder Gesang zu hören. Die ersten fünf Titel (zwischen 2 und 10 Minuten lang) bieten eine sehr experimentelle Spielart des Prog, an King Crimson geschult, aber recht eigenständig. Damit haben The Night Patrol ihre Nische in der Progwelt gefunden. Höhepunkte sind die beiden 10 Minüter "Exile of forbidden dreams" und "The path", voller Überraschungen und spannend von der ersten bis zur letzten Sekunde. Den Rest der CD, immerhin noch 42 Minuten, füllt "Mikrobil" aus. Mir fiel sofort das Musique concret-Monster "Seastones" von Ned Lagin und Phil Lesh (Grateful Dead) ein, und die Space-Parts von Lesh's Stammband. Für Nichtwissende bedeutet solch ein Werk 40 Minuten Geräusche, für unsereinen ist es eben große Kunst. Soundscapes zwischen verträumt, verspielt und aggressivem Gitarrengewitter, es dauert einige Hördurchgänge, das alles zu erfassen und zu würdigen. Ein Album, dessen größtes Manko die schlechte Lesbarkeit der Credits im Booklet vorstellt, ist uns schon mal eine Empfehlung wert.

Andreas Schütze



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