CD Kritik Progressive Newsletter Nr.63 (09/2008)

Keef Hartley Band - Halfbreed
(43:34, Esoteric Recordings, 1969)
Keef Hartley Band - The battle of North West Six
(41:58, Esoteric Recordings, 1969)
Keef Hartley Band - Little Big Band
(42:40, Esoteric Recordings, 1971)

Studio und Live sind ja bekanntlich zwei paar Stiefel (okay, 3 Euro ins Phrasenschwein), aber bei den aktuellen drei Re-Releases der Keef Hartley Band von Esoteric Recordings wird dieser Unterschied wieder einmal mehr recht deutlich. Das remasterte Debüt "Halfbreed" aus dem Jahre 1969 präsentiert die neue Band des kurz zuvor bei John Mayall's Bluesbreakers gefeuerten Keef Hartley, als feine Vertreter einer damals noch neuen Verbindung von Blues, Jazz und Rock. Sowohl das röhrende Organ von Miller Anderson, als auch die ausgiebige Brass-Sektion haben hier in erster Linie mächtig den Blues, was aber nicht allein dazu führte, dass man diese Formation als einige der wenigen britischen Formationen zum legendären Woodstock Festival einlud. Bereits das Nachfolgealbum "The battle of North West Six" verfolgte einen wesentlich bläserlastigeren Sound, der ganz in der Tradition von amerikanischen Bands wie Chicago oder Blood, Sweat & Tears zu sehen ist. Dennoch ist auch der Blues-Einfluss, sowie herrlicher Orgelsound keineswegs verschwunden, so dass auch auf diesem Album wieder eine sehr interessante Mischung, wenn auch in wesentlich relaxterer Atmosphäre entsteht. Als Gäste sind übrigens der Rolling Stones Gitarrist Mick Taylor, sowie Barbara Thompson dabei, wobei Letztere als Teil der 5-köpfigen Bläserabteilung agiert. Doch wie eingangs angesprochen, geht erst beim Livealbum "Little Big Band" so richtig die Post ab. Mit einer 11(!)-köpfigen Brass Section, sowie Pete York als zusätzlichen Percussionisten beginnt die Musik, gerade im Livekontext richtig zu leben. Gerade mal vier Titel tummeln sich auf diesem Mitschnitt, die wesentlich ausufernder als ihre Studiopendants gestaltet sind und zudem durch zahlreiche Soloparts, vor allem durch die umfangreiche Bläserabteilung, angereichert sind. Mitgeschnitten im legendären Marquee Club in London, dessen kleine Bühne an jenen Abenden rappelvoll war, hat die Musik wesentlich mehr Druck und Drive, wirkt unheimlich vital und mitreißend. Ein klassisches Livealbum aus den 70ern.

Kristian Selm



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