CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Tricantropus - Recuerdos del futuro
(56:40, Mylodon Records, 2008)
Wie mag sich eine CD musikalisch entfalten, wenn die ersten fünfeinhalb Minuten ("Los puertos grises") eine äußerst ansprechende Hommage an Pink Floyds "Shine on you crazy diamond" bieten? Im Fall des vorliegenden ersten Silberlings der spanischen Instrumentalprogger von Tricantropus jedenfalls in einer hörenswerten Weise, da sie geschickt Grundstrukturen von schon mal gehörten progressiven Klängen in ihr eigenes Klanggerüst umwandeln. Die insgesamt entspannten und melodiösen Kompositionen wandeln auf Pfaden der Musik von Pink Floyd, Camel oder auch den Spaniern von Omni, wobei sie gekonnt psychedelische, Fusion- und auch schon mal Gothikklänge hinzuwürzen. Das Grundgerüst der Band mit drei Stammmusikern wird um fünf weitere Gastmusiker ergänzt, die unter anderem schöne Flöten- und auf "Saitama" auch Cellotöne erzeugen. Da die drei Hauptakteure der Band allesamt die Keyboards bedienen können, ist naturgemäß diese Instrumentierung in der Musik prägend. Somit ertönen häufig fröhliche Synthesizerläufe, fette Orgelklänge und nuanciertes Pianospiel, wobei das äußerst gefühlvolle "Gilmour-Latimereske" Gitarrenspiel der Herren Pardo und Ramírez zum Glück ebenfalls häufig zu hören ist. Zusätzlich schafft die Rhythmussektion auch immer wieder, Farbe in ihr Spiel zu bringen, so dass von Langeweile keine Rede sein kann. Mir bereitet die spanische Neuentdeckung am progressivmusikalischen Himmel Freude und insofern kann ich nur empfehlen, mal bei http://www.myspace.com/anmarna hinein zu hören. Viel Spaß.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2008