CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Soma Planet - Bholenath
(58:11, Musea, 2007)
Als Schreiberling packt man gerne etwas recht schnell in eine Schublade und ist hin und wieder mit Vergleichen auch nicht ganz so zimperlich. Doch nicht jede Band macht es einem so leicht, bzw. spricht es wiederum für eine Formation, wenn man sie sich eben nicht einfach in ein festes Format pressen kann. Soma Planet sind solche musikalischen Querdenker. Spielen sie auf dem Opener "Psicorickshaw" noch quirligen, Saxophon-lastigen Jazz / Prog Rock mit 70s Touch, so werden im Laufe ihres Albums "Bholemath" einige stilistische Verrenkungen vorgenommen. Das Quartett aus Barcelona (hin und wieder auch durch einen Keyboarder verstärkt) gibt sich mal sehr direkt und kompromisslos, dann wieder sorgen atmosphärische, Krautrock-artige Klangkörper für Ruhe und Besinnlichkeit, um wenig später wieder recht komplex mit oft deutlich crimsonesken Grundzügen zu Werke zu gehen. Trotz fast ausschließlich instrumentaler Interpretationen - der Gesang wird zuweilen lautmalerisch, aber auch ganz "normal" eingesetzt - wird nicht nur in der Instrumentierung Abwechslung geboten (neben traditioneller Rockbesetzung finden sich diverse Effekte, Theremin, Altsaxophon, Flöte), die Katalanen schwanken ebenso zwischen stimmungsvollen Songansätzen und moderater Experimentierfreudigkeit. Nur selten wird sich solistisch offensiv ausgetobt. Die zwölf Titel reichen von kurzen Songfragmenten, die meist nur als Überleitung dienen, pastoraler Besinnlichkeit bis hin zu nervösen, 10-minütigen Prog / Jazz Rock Krachern. Im letzten Drittel des Albums überraschen einen Soma Planet sogar noch mit dem Blues / Southern Rock infizierten "My being forgets", was aber dennoch keinen Fremdkörper darstellt, da der zweite Teil des Songs auf einmal wieder ganz deutlich zu King Crimson hinüberschielt. "Bholenath" ist nicht nur in dieser Hinsicht voller Überraschungen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008