CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Simon Says - Tardigrade
(74:03, Galileo Records / ProgRock Records, 2008)
Es gibt nicht wenige, die mit großer Ungeduld auf diese Platte gewartet haben. Nach dem überraschend guten Vorgänger "Paradise Square" (2002) lag die Messlatte für Simon Says ziemlich hoch. Dass die Schweden damit ohne Probleme umgehen können, verdanken sie u.a. ihrer sorgfältigen Arbeitsweise. Sechs Jahre nahmen sie sich für "Tardigrade" Zeit. Dementsprechend ausgefeilt und durchdacht sind die zehn neuen Songs (einer davon ist sogar über 25 Minuten lang) des Konzeptalbums. Okay, Simon Says beschreiten keine neuen Wege, um Innovationen wird meist ein großer Bogen gemacht, und der Genesis-Grundstil ist immer noch unverkennbar - aber das Erfreuliche, es funktioniert dennoch. Die fünf Musiker reproduzieren hauptsächlich den warmen bekannten Genesis-Sound aus den 76er Alben "A trick of the tail" und "Wind and wuthering" sowie deren Ausdrucks- und Instrumentierungsformen (Hackett-Gitarren / Banks-Keyboard). Die Kompositionen sind dagegen schon als eigenständig zu bezeichnen, es werden also keine kompletten Genesis-Bausteine krampfhaft nachgespielt - vielmehr führt man den eingeschlagenen Weg der oben genannten Alben fort. Die Musik geht durch eine solide handwerkliche Basis mit technisch anspruchsvollen Instrumentalparts gut nach vorne und Daniel Feldt singt mit Leidenschaft und Kraft. Ein hüpfender Rhythmus, viel unvorhersehbare Tempo- und Melodiesprünge sowie einige überraschende Soundfrequenzen halten das Album größtenteils spannend. Etwas überdosiert wurden wieder mal die Keyboardflächen oder die großzügigen Mellotron- und Pianopassagen, der Gitarren-Gegenpart ist ab und an einfach zu schwach. Unterm Strich hat mir "Paradise Square" dennoch besser gefallen, da es mit noch mehr Spielwitz brillierte und zudem lockerer und mit weniger Berechnung eingespielt wurde. Trotzdem für Fans der Band The Watch ist dieses Werk die ideale Ergänzung.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2008