CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
RPWL - The RPWL experience
(67:05, Tempus Fugit, 2008)
Nachdem RPWL mit ihrem letzten Studioalbum "World through my eyes" ein für die Band überaus zufrieden stellendes Album abgeliefert hatten, was ebenso bei Fans und Kritikern gut ankam, ging es an eine bandinterne Bestandsaufnahme, um festzulegen, wie es denn nun weitergehen sollte. "Die Frage war: Bleiben wir auf dieser Insel, lehnen uns zurück und lassen alles so, wie es ist? Oder begeben wir uns wieder auf eine Reise, auf die Suche nach neuen Horizonten?" beschreibt Yogi Lang die entscheidende Richtungsentscheidung. Die Antwort liegt mit "The RPWL experience" vor, einem Album, welches insgesamt rockiger, geradliniger ausgefallen ist, hier und da jedoch auch mit einigen ungewohnten Kanten aufwartet. Genauso hat man sich keineswegs von den sinfonischen Art Rock Wurzeln komplett gelöst und Songs jenseits des "normalen" 3-4 minütigen Bereiches, lassen genügend Raum für inhaltliche Entfaltungen bzw. Ausschmückungen. So erscheinen die 10 Songs (die Limited Edition enthält noch zwei weitere Tracks) als ein zusammenhängender Entwurf der bisherigen Alben, verbinden sie aber ebenso unterschwellig die anderen Aktivitäten der Bandmitglieder. Allen voran durchweht dieses Album stellenweise der Geist von Gitarrist Kalle Wallners Soloprojekt Blind Ego, wie sich auch die gemäßigte Vielschichtigkeit von "World through my eyes" wiederfindet. Da darf beim Opener "Silenced" die Gitarre mal um einiges kräftiger losbratzeln, finden sich aber genauso songdienliche Rocknummern ("Breath in, breath out"). Doch auch wenn die Gitarre weit mehr im Vordergrund steht, so werden die Keyboardsoli zwar wohl dosiert, aber absolut gekonnt und zum richtigen Zeitpunkt eingebracht. Zwar sind die Zeiten, als RPWL der Ruf eines reinen Pink Floyd Klones anhaftete, vorbei, doch so ganz können die Freisinger dann doch nicht aus ihrer Haut. Da wird die Bob Dylan Coverversion "Masters of war", komplett "Floydifiziert" (klingt damit eher nach "The dogs of war") und gipfelt in einem prächtigen David Gilmour Solo. "Where can I go" hingegen ist eine musikalische Verbeugung vor dem psychedelischen, floydigen Geist der späten 60er. Dass man bei RPWL ebenso mit einem ironischen Seitenhieb auf einen Teil der ewig nörgelnden Kritiker blickt, offenbart das augenzwinkernd gemeinte "This is not a Prog Song", welches mit einem ungewohnt schrägen Schlusspart endet. "The RWPL experience" ist alles in allem eine gelungene Weiterentwicklung des für die Band typischen Sounds, der sich auf diesem Album einfach aus den bisherigen Schaffensphasen bedient und harmonisch mit eigenem, leicht verträumten Charakter verschmilzt. So stoßen RPWL keineswegs ihre Fans vor den Kopf, vertrauen aber eben nicht nur auf die bisherige Herangehensweise, sondern entwickeln sich behutsam weiter. "The RPWL experience" - eine alles in allem durchaus interessante Erfahrung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008