CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Moongarden - Songs from the lighthouse
(71:06, Galileo Records / ProgRock Records, 2008)
Das Warten hat sich gelohnt. Vier Jahre vergingen seit dem letzten Lebenszeichen von Moongarden. Die Band um den Keyboarder und Chapman Stick Spieler Cristiano Roversi hat mit den 10 Titeln auf "Songs from the lighthouse" wieder ein feines Gespür für den Spagat zwischen Moderne und Vergangenheit bewiesen. Das italienische Quintett klingt einerseits frisch, modern, neu, greift aber vor allem in den Keyboardsounds auch gerne mal mit satten Orgel- und Mellotronakkorden in die analoge, herrlich verstaubt klingende Trickkiste. Doch gerade dadurch, dass Moongarden ihre Musik eben nicht einfach aus dem Setzkasten der bekannten Retro-Ideen zusammenklauben, sondern sie den Mut für eine klangliche und arrangementtechnische Neuauffrischung aufbringen, macht "Songs from the lighthouse" zu einer spannenden, keineswegs austauschbaren Angelegenheit. Mit dem 2004er Output "Round midnight" wagte man bereits, nach den eher sinfonisch, neo-progressiv orientierten ersten drei Alben, einen stilistischen Neubeginn, der jetzt konsequent weitergeführt wird. Dabei kommt der Band vor allem zu Gute, dass man mit Rückkehrer Simone Baldini Tosi am Mikrofon (er war bereits beim ordentlichen 94er Debüt "Moonsadness" mit von der Partie) einen sehr guten Frontmann am Start hat, der zu keiner Zeit italienische Wurzeln vermuten lässt und durch seine angenehme Stimmlage die Musik perfekt abrundet. Zudem beeindrucken wiederum einige floydige Gitarrensoli, wie auch die mal melodischen, mal moderat bombastischen Stimmungsmomente für Tiefgang sorgen und dem Ganzen einen leicht melancholischen, traurigen Anstrich verleihen. Selbst kurze klassisch angehauchte Passagen passen sich sehr gut in den Gesamtkontext ein. Bei einem Titel wagt man sich zudem mit Andy Tillison (The Tangent) tiefer in Retrogefilde vor. Alles jedoch immer stimmig und irgendwie auch eigenständig. "Songs from the lighthouse" ist moderner Progressive Rock, der eben nicht nur als plattes Abziehbild der Vergangenheit funktioniert und bisweilen auch mal mit ungewohnter Härte und Dramatik, aber auch mit jeder Menge atmosphärischen, langsamen Momenten aufwartet. Gerade wegen dieser behutsamen Vielschichtigkeit ist dieses Album eine überaus kurzweilige Angelegenheit und Moongarden haben damit ein weiteres, sehr vielschichtiges Kleinod vorgelegt.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008