CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)

Dante - The inner circle
(64:08, MySpace Music, 2008)

Die "innere Hölle" wird in Dante Alighieris Hauptwerk "La Divina Commedia" vom siebten, achten und neunten Kreis gebildet, wo nur die schlimmsten Sünden bestraft werden: Gewaltverbrechen, Betrug und Verrat. Wer sich hingegen von der Münchner Band Dante in ihren inneren Kreis locken lässt, den erwartet nichts Infernalisches, sondern gediegenster Prog Metal. Dieser wirkt nie abgekupfert, will aber eine gewisse Inspiration bei Dream Theater etwa der "Change Of Seasons"-Phase wohl gar nicht verleugnen. Genrefans müssten jedenfalls allein schon beim heftigen Kesselpauken-Intro, dem Rhythmusgitarren-Sperrfeuer, dem fett röhrenden Orgel-Einsatz und den abgefahrenen Bassfiguren einspeicheln. In Alexander Göhs besitzt die Formation überdies einen versierten Sänger, dessen leicht heisernde, hierin ein wenig an Ritchie Krenmaier von Stygma IV seligen Angedenkens erinnernde Singweise wohltuend mehr um Ausdruck als um Renommier-Übungen und ultrahohe Schreie bemüht ist. Das eröffnende, bisweilen komplex shreddende "Faded" (mit hörenswerten Text zum Thema Abschied und Entzauberung) ist schon eine kleine Prog Metal-Symphonie für sich, "For I Am" gönnt u. a. mit Markus Maichels prächtigen Rhodes-Passagen eine kleine Verschnaufpause, die ruhigen Teile von "Not Like Myself" erinnern hier und da angenehm an Arbeiten von Vintersorg, "More Or Less A Man" gefällt mit einem Filmmusik-Intro und an Pink Floyd geschulten Synth- und Gitarrensoli. Mit der aus "The Giving" und "The Taking" zusammengesetzten, das Album abschließenden Suite, die sich ebenfalls mit Scheitern und Abschiednehmen auseinanderzusetzen scheint, ist ein Longtrack von 18 Minuten enthalten. Ein gekonntes, von der Band selbst gestaltetes Artwork rundet ein beeindruckendes Debüt ab, das unter der auf Progressive-Newsletter.de verdrahteten Adresse für knapp 13 Euro inkl. Versand geordert werden kann.

Klaus Reckert



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