CD Kritik Progressive Newsletter Nr.62 (05/2008)
Agua de Annique - Air
(53:19, Agua Recordings, 2007)
Über lange Zeit war sie die prägende Stimme von The Gathering, eine Band, die sich gerade in den letzten Jahren immer wieder neu orientierte. So kam der Ausstieg von Sängerin Anneke van Giersbergen letztes Jahr durchaus überraschend, die mit ihrer Band Agua de Annique einen Neuanfang wagen wollte. Wohin geht der Weg? Um es kurz zu machen: hin zum atmosphärischen, nachdenklichen Alternative Rock. Die 13 Songs auf "Air" sind noch mehr auf die Stimme zugeschnitten, nur selten treten die einzelnen Musiker aus dem Schatten der Sängerin heraus. Dennoch wirkt das Material letztendlich wie eine konsequente Fortsetzung der ruhigen Seite von The Gathering, nur dass auf "Air" eben ein instrumentaler Gegenpol fehlt, mitunter auch nicht deren Stimmungstiefe erreicht wird. So sind die Songs sicherlich gut und ebenfalls von trefflicher Atmosphäre, ihnen fehlt jedoch die eindringliche, die ergreifende Magie, die man noch bei The Gathering fand. Als roter Faden ist das Album besonders von einer traurigen, zur trüben Jahreszeit passenden Stimmung durchzogen. Das meist langsame, träge Tempo wird nur ganz selten, wie z.B. durch den Up-Tempo Rocker "Witnesses" verändert. Gerade mehr im Stil von der letztgenannten Nummer hätte dem Album in seiner Abwechslung durchaus gut getan. So ist dieses Werk in erster Linie von Traurigkeit, Weltschmerz und Nachdenklichkeit geprägt, welches aber letztendlich durch die wunderbare Stimme von Anneke van Giersbergen von völliger Weltuntergangsstimmung gerettet wird. "Air" ist eine geradlinigere, nachdenkliche Abkehr von The Gathering, ohne an deren Qualität heranzureichen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008