CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

KBB - Proof of concept
(55:38, Poseidon / Musea, 2007)

Vier Jahre sind seit dem letzten Studioalbum von KBB vergangen. Doch in der Zeit zwischen "Four corners sky" und "Proof of concept" erschien nicht nur ein Livealbum, sondern vor allem KBB Tausendsassa Akihisa Tsuboy geigte sich durch diverse Alben (Pochakaito Malko, A Triggering Myth, Six North, Ausia, Ashada). Die Zeit ist nicht spurlos an dem Quartett vorbeigegangen, denn vor allem vom Sound und instrumentalen Ansatz her hat sich bei den Japanern etwas verändert. Zwar bevorzugen sie immer noch einen sehr energetischen Stil zwischen druckvollem Jazz Rock und deutlichem 70s Prog Touch, doch vor allem das etwas klinisch-klare, mitunter etwas sterile Soundbild der Vergangenheit rückt etwas mehr in den Hintergrund. Vielmehr darf es jetzt einige Male auch verzerrter, dreckiger zur Sache gehen, wodurch die Intensität nochmals gehörig eine Schippe aufgelegt bekommt, man aber zum Teil kaum noch unterscheiden kann, ob hier gerade Geige oder Keyboards solieren. Weiterhin wurde die Gitarre über Bord geworfen, so dass die abwechselnden Soloparts inzwischen ausschließlich zwischen Geige und Tasten hin und her wechseln, auch ein deutlicher Klassik Touch ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch kommt bei "Proof of concept" keineswegs Langeweile auf, da hier eben nicht nur um die Wette in die Instrumente gehauen wird, sondern genauso der kompositorische Gehalt stimmt. Hier sind einfach vier ausgezeichnete Musiker am Start, die als Gesamtheit funktionieren und sich keinesfalls gegenseitig beweisen müssen, was sie an ihren Instrumenten auf dem Kasten haben. Gerade rhythmisch passiert dennoch einiges, wechseln geschickt stimmungsvolle Momente mit nervöser, aber nie erschlagender musikalischer Betriebsamkeit ab. Die Musiker stehen eben nicht über die gesamte Spielzeit ständig unter Strom, sondern können es auch ganz ruhig, sehr besinnlich und von wunderschönen Melodien beseelt ausklingen lassen. Um es ganz platt auf den Punkt zu bringen: KBB ist nichts für musikalische Weicheier, aber auch kein Genuss für reine Instrumentenfetischisten. Kurz und knapp: wiederum eine absolute begeisternde Scheibe!

Kristian Selm



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