CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Izz - Live at NEARfest
(61:45, Doone Records, 2007)

Bei ihrem ersten Album wurden Izz noch gerne mit Spock's Beard verglichen, doch mittlerweile hat die Band ihren ganz eigenen Sound gefunden, auch wenn man nach dem mutigen, sehr eigenständigen und modernen 2002er Album "I move" inzwischen vermehrt auf die Retroschiene setzt. So wurde man 2007 auf das prestigeträchtige NEARfest eingeladen und bereits einige Monate später liegt der komplette Mitschnitt als Livealbum vor. Auf der Bühne klingt die Band logischerweise etwas rauer, kantiger und direkter, die Musik bekommt noch mehr Schwung und Drive verpasst, aber ebenfalls gelingt es der Band problemlos, ihre Studioqualitäten live umzusetzen. Vom Material setzt man dabei vermehrt auf Retroanklänge in variabler Spielweise, die Zeiten des wunderbaren Experimentierens und Flirtens mit anderen Stilistiken scheinen leider der Vergangenheit anzugehören. Zwar beherrschen Izz auch das Spiel mit den Sounds und Arrangements der Vergangenheit perfekt, doch bewegen sie sich damit auf einem Terrain, in welchem sich inzwischen recht viele Bands tummeln. Ohne falsch verstanden zu werden: handwerklich und vom Spielerischen gibt's hier gar nichts zu meckern, denn sowohl die mal energischen, mal ausladend gefühlvollen Gitarrenparts, wie auch das Spiel auf den weißen und schwarzen Tasten bieten sowohl Platz für anspruchsvolle, überaus komplexe Parts, wie auch die melodische Komponente niemals zu kurz kommt. Nicht von ungefähr gibt's deswegen nach den ausgiebigen Instrumentalparts sogar stellenweise Szenenapplaus. Doch hat man eben im Hinterkopf, dass die Band auch ganz anders kann und durchaus mehr stilistische Abwechslung auf der Pfanne hat. So ist "Live at Nearfest" zwar ein guter, qualitativ hochwertiger Querschnitt durch alle Alben, Izz setzen dabei aber eindeutig die Prog Stilistik in den Vordergrund. Da es ebenfalls nicht besonders viele Unterschiede zu den Studioversionen gibt, wird dieses Album vor allem die Fans der Band ansprechen.

Kristian Selm



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