CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)

Aviva - Rokus Tonalis
(69:49, Musea, 2007)

So ganz unbekannt scheint Keith Emerson auch in Russland nicht zu sein. Denn was Tastenmensch Dimitri A. Loukianenko auf "Rokus Tonalis" an den mannigfaltigen Keyboards abliefert, ist eindeutig vom zuvor Genannten inspiriert, bekommt aber mitunter eine durchaus eigene Färbung ab. Der Mann kann spielen, zweifelsohne, auch beherrscht er sehr gut den Spagat zwischen Retro Prog und sinfonischer, pastoraler Klassik. Doch wie bei so vielen Soloprojekten im stillen Kämmerlein muss leider mal wieder der elektronische Rhythmusknecht herhalten und eben dieser synthetische Drumsound macht doch einiges vom Flair wieder kaputt. Das ist doppelt schade, denn dem entgegenzusetzen hat Loukianenko einiges an Können, aber auch gehörigen Spielwitz. Ebenfalls ist seiner kompositorischen Technik durchaus überdurchschnittliches Niveau zu bescheinigen. Der Mann aus Osteuropa schafft es aber nicht nur, schwierige Taktfolgen zu meistern, ebenfalls gelingen ihm einige distanzierte, kalte aber durchaus fesselnde Stimmungsmomente. Am liebsten mag er jedoch das Spiel zwischen Orgel- und Synthiesounds, mit gelegentlichen Klavierpassagen, wobei er die weißen und schwarzen Tasten behände in Schwung hält. Vielleicht findet sich für den findigen Tastenwirbler in naher Zukunft eine geeignete Band oder zumindest "menschliche" Unterstützung am Schlagzeug, wodurch der Nachfolger von "Rokus Tonalis" vielleicht wesentlich humaner klingt.

Kristian Selm



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