CD Kritik Progressive Newsletter Nr.61 (01/2008)
Areknamés - Live at Burg Herzberg Festival 2007
(50:35, Herzberg Verlags GmbH, 2007)
Es gibt Konzerte, da wünscht man sich einfach, leibhaftig dabei gewesen zu sein. Gut unterrichtete Kreise schwärmten in letzter Zeit mehrfach vom Areknamés Auftritt beim diesjährigen Herzberg Festival, der irgendwie ganz anders war, als man dies von den zwei Alben der Italiener erwarten konnte. Durch spontane Einfälle und jede Menge unveröffentlichtes Material schrieb er seine ganz eigene Dramaturgie und die Band erspielte sich quasi ihr Publikum während des Gigs. Glücklicherweise haben die umtriebigen und rührigen Macher des Hippie Festivals mittlerweile eine eigene Verlags GmbH am Start, bei der u.a. immer wieder interessante Mitschnitte des Festivals veröffentlicht werden. Und so kann man sich jetzt selbst seinen eigenen Höreindruck vom "sagenumwobenen" Auftritt von Areknamés verschaffen. Mit einem neuen Schlagzeuger an Bord entschied sich die Band dazu, hauptsächlich neues Material teils zum ersten Mal live zu spielen und nur wenig die bisherigen Veröffentlichungen zu berücksichtigen. So sind drei der fünf Titel auf diesem Mitschnitt bisher komplett unveröffentlicht und vieles wirkt hier sehr spontan, noch wenig bis zu Ende durchstrukturiert. Deswegen ist hier jede Menge Platz für ausgiebige Instrumentalpassagen, teils schwebende, psychedelische Momente, jedoch alles immer noch tief verwurzelt in der progressiven Vergangenheit der 70er. Doch vor allem Tastenmann und Sänger Michele Epifani bemüht wunderbarste Orgel- und Mellotronakkorde, während sich der Rest der Band von der eigenen Spielfreude beseelt treiben lässt. So bekommt man über weite Strecken keine komplexen Wechsel bzw. irrwitzige Instrumentalläufe, sondern vielmehr langsam aufbauende Spannungsmomente geboten, merkt man der Band das spielerische Feingefühl und die Leidenschaft an, die sie an jenem Nachmittag an den Tag legte. Natürlich sind gerade die neueren Titel noch nicht perfekt durchstrukturiert, wirkt manche Idee noch etwas verloren bzw. nach der inhaltlichen Suche. Auch der wenige Gesang wirkt eher fragil, denn so powervoll, wie man ihn von den bisherigen Studioalben kennt. Doch über weite Stecken entsteht hier eine spannende Dokumentation von Material, das gerade seinen Entstehungsprozess durchläuft und blitzen eben auch einige faszinierende Momente auf, wird die Magie des Augenblicks eingefangen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2008