CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)

T-Bo - We stay together
(41:55, Privatpressung, 2007)

Die Bedeutung des merkwürdig anmutenden Bandnamens ist mir erst bei genauerer Betrachtung des Booklets klar geworden, zumindest vermute ich es so: das Album ist nämlich einem gewissen Thibaut gewidmet, dem Sohn des Schlagzeugers Philippe Laloux. Im Alter von gerade mal 19 Jahren war dieser im September 2003 von einem besoffenen Autofahrer überfahren und getötet worden. Zu Lebzeiten hatte der musikbegeisterte Thibaut seinen Vater immer wieder gefragt, wann dieser denn seine Musik endlich mal auf CD veröffentlichen wolle. Später, hieß es dann immer. Dieser schreckliche Unfall war dann wohl die Initialzündung dafür, dass Laloux seine Musik schließlich doch offiziell produzierte. Sein Bruder Jean-Marie kümmerte sich dann um die Demo-Aufnahmen, verstarb aber 2005, als er mit seinem eigenen Flieger abstürzte. Unfassbar eigentlich, unter welch negativen Vorzeichen diese Aufnahme entstanden ist. Philippe Laloux, Komponist sämtlicher Titel dieses Albums, spielt neben Schlagzeug und Perkussion auch die akustische Gitarre. Unterstützung erhielt er von immerhin 10 Mitmusikern! Als grobe Anhaltspunkte für die Instrumentalmusik der Belgier seien mal Camel, Focus, Lady Lake und Rousseau genannt. Man ahnt also schon, dass Flöte und Gitarre hier eine wesentliche Rolle spielen. Und so ist dann auch das sehr melodiöse Flötenspiel von Louise Bourgois und Pierre Gillet das Hauptmerkmal von T-Bo. Dazu gesellen sich einige sehr schöne Soli auf der elektrischen Gitarre, gespielt von einem gewissen David Epis. Die Gebläse-Abteilung wird gelegentlich noch verstärkt durch das Saxophon von Jean Quoilin, und auch eine Trompete, gespielt von Keyboarder Hughes Gillard, darf mal ran. Zur rhythmischen Auflockerung gibt es Congas, Bongos, und auch Einsätze an Darbuka und Didgeridoo, wobei sich Letzteres (aus meiner Sicht zum Glück) sehr zurück hält. Anfangs noch von der Melodieseligkeit angetan, schlich sich mit der Zeit bei mir dann aber doch leider eine gehörige Portion Abnutzungserscheinung angesichts immer ähnlicher Strukturen ein. Die Keyboards finde ich beispielsweise ausgesprochen langweilig, hier gibt es meist flächendeckende String Synthesizer, die die Flötenklänge unauffällig unterlegen - mehr ist nicht zu erwarten. Außerdem wandeln einige Parts schwer an der Kitschgrenze entlang. So schön die Musik auch meistens sein mag, bisweilen ist das dann doch zu zuckersüß. Wie gesagt, es gibt einige wirklich sehr gelungene Ansätze, aber irgendwie scheint sich Laloux nicht aus der selbst vorgegebenen Spur herauszuwagen. Es fehlt dem Album doch deutlich an Vielfalt, und gelegentlich etwas mehr Schwung hätte auch nicht geschadet. Wenn ich mich für die Beschreibung des Albums auf ein Adjektiv beschränken müsste, würde ich sagen: seicht.

Jürgen Meurer



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