CD Kritik Progressive Newsletter Nr.60 (09/2007)
The Smell Of Incense - Of ullages and dottles
(50:20, September Gurls, 2007)
The Smell Of Incense gehören nicht gerade zu den Veröffentlichungsweltmeistern. Seit dem letzten Album "Through the gates of deeper slumber" verging ein sattes Jahrzehnt(!), was sich aber nur unwesentlich auf den Sound und Stil der norwegischen Band auswirkte. Denn noch immer ist die Band tief in den späten 60ern verwurzelt, vertraut auf den psychedelischen 60s West Coast Sound, britischen Folk und eine leichte Prise frühen Progressive Rocks und Beatles Anleihen. Textlich ließ man sich von Fantasy und romantischen Autoren beeinflussen, um darum feinfühlige und verträumte Arrangements zu bauen, die von der Atmosphäre und dem entsprechenden Instrumentarium aus einer ganz anderen Zeit stammen. Dabei verfällt die Band (mit so netten Mitgliedern wie Ernie Chung, Lumpy Davy, Han Solo oder Mickey Moog) mitunter in eine zu nette Flower Power Spielweise, die zwar wunderbar den Zeitgeist einfängt, sich aber auch als musikalisches Leichtgewicht entpuppt. In anderen Augenblicken, wenn jedoch die verträumte zeitliche Rückkehr perfekt funktioniert (u.a. mit Mellotron und Sitar), entsteht eine geradezu mystische, musikalische Magie. Deswegen sollte man hier keineswegs eine instrumentale Schlacht bzw. vertrackte oder komplexe Momente erwarten. Dieses eher unauffällig, unspektakulär wirkende Album baut ausschließlich auf seine verklärten, aber passenden Stimmungen und darauf, dass The Smell Of Incense geradezu konsequent die Entwicklung der letzten 35 Jahre ignorieren. Doch ihr Anachronismus funktioniert und wirkt zu keinem Zeitpunkt angepasst oder aufgesetzt. Take a trip back in time.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007