CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Anyone's Daughter - Trio Tour
(62:31, Tempus Fugit, 2007)
Hin und wieder entwickeln Ideen aus dem Augenblick heraus ihre ganz eigene Dynamik. So auch geschehen bei Anyone's Daughter. Ursprünglich wollte man lediglich eine DVD für Promotionszwecke zur anstehenden "Trio Tour" produzieren. Doch waren die Aufnahmen dann derart überzeugend, dass man sich kurzerhand einfach dazu entschloss, eine Audio CD (mit verschiedenen Aufnahmen von der 3er Tour) zusammen mit einer 4 Track DVD zu veröffentlichen. Deswegen bekommen nicht nur die Besucher der für diese kleine Tour auf Trio Format geschrumpften Anyone's Daughter eine schöne Erinnerung geboten. Auch alle anderen dürfen sich an einer weitgehend halbakustischen Präsentation vor allem von aktuellem, leicht umarrangierten Material der Band erfreuen. Mit einer gelungenen Mischung aus Titeln der beiden Alben "The wrong" (2004) und "Danger world" (2001), dazu das Jig Traditional "Porth Mhuirgheasa", das bisher unveröffentlichte "Another land", sowie die beiden Klassiker "Adonis II: The disguise" und "Der Plan" runden den etwas über 60-minütigen Mitschnitt ab. Die meist minimalistischen, eher reduzierten Arrangements geben vor allem Sänger André Carswell noch mehr Raum, seine hervorragenden stimmlichen Qualitäten in den Vordergrund zu stellen. Doch auch die beiden Anyone's Daughter Urgesteine Uwe Karpa (Gitarre) und Matthias Ulmer (Piano) setzen sich wohldosiert und virtuos in Szene. Denn im meist songorientierten Material finden sich immer wieder verspielte Ausschmückungen bzw. komplexe Wechsel, sorgen mitunter auch einige Samples, elektrische Gitarre und sparsam eingesetzte Keyboardsounds für inhaltliche Abwechslung. Auch ist der Band hoch anzurechnen, dass sie nicht einfach auf ihre bekanntesten Titel, wie z.B. "Moria" oder "Viel zu viel" vertraute und auf Nummer Sicher ging, sondern man suchte hauptsächlich Material aus, dem die klangliche Reduzierung durchaus gut zu Gesicht steht. Ein wirklich schönes Album, das eben nicht nur nach dem typischen "Unplugged" Gedanken funktioniert.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007