CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Roz Vitalis - Compassionizer
(51:53, Privatpressung, 2007)
Roz Vitalis - Live autumn of transfigurated gold in Rybatskoe '06
(67:32, Privatpressung, 2007)
"Das Ziel dieses Konzeptalbums ist es die geistige Boshaftigkeit des modernen menschlichen Materialismus aufzudecken".. Das klingt inhaltlich nach starkem Tobak und dies spiegelt sich unweigerlich in der Musik von Roz Vitalis wider. Ivan Rozmainsky (Keyboards, Flöte, Percussion, Samples), Sydius (Gitarre) und Yuri Verba (Klarinette) kommen aus St.Petersburg und sind bereits seit einigen Jahren mit ihrem kammermusikalischen Rock bzw. rockiger Neo Klassik unterwegs. Ihre letzten beiden Werke wurden bereits in Heft Nr.55 rezensiert und mit den beiden aktuellen Veröffentlichungen setzen sie nahtlos den bereits damals eingeschlagenen Weg fort. So gelingt es dem Dreier mühelos, Tristesse und beklemmende Stimmungen in die eigenen vier Wände zu bringen, auch wenn, wie an diesem schönen Frühlingstag, draußen die Sonne scheint und die Seele angenehm streichelt. Doch erzeugt die lediglich von warmen Flötentöne und aggressiver Gitarre unterbrochene spröde Elektronik einen eiskalten, sterilen Charme, der diabolisch die Hirnwindungen verrenkt. Innere Brüche in der Musik sind gewollt, das Unwohlsein ist fester Bestandteil der ausgefeilten Kompositionstechnik der Russen. Doch trotz interessanter Einfälle fehlt den einzelnen Songs oft so etwas wie ein roter Faden, eine logische Linie, die für einen gewissen Wiedererkennungswert sorgt. So stehen Roz Vitalis zweifelsohne in der Tradition von Bands wie Univers Zero und können von der Einfallsvielfalt einiges bieten, erreichen jedoch nicht ganz die Klasse der großen Protagonisten aus dem Chamber Rock Bereich. Mit ihrem zweiten, zeitgleich erschienenen Album "Live Autumn..." bekommt man einen Eindruck davon, was der Dreier auf die Bühne bietet. Konzeptionell wird hier dem goldenen Oktober gehuldigt, was vielleicht auch erklärt, dass die Musik insgesamt auf ihre Art wärmer und versöhnlicher wirkt. Da man jedoch komplett auf rhythmische Unterstützung verzichtet, die Keyboardsounds oftmals in recht ähnlichem Klangbereich angesiedelt sind, kommt man nicht umhin, dieser Liveeinspielung, trotz teils sehr sperriger und schräger Musik, eine gewisse Langatmigkeit und inhaltliche Ähnlichkeit zu attestieren. Der Exotenbonus rückt jedoch dieses Manko wieder etwas gerade, jedoch sei hier eher das aktuelle Studioalbum als Einstieg an die ungewöhnliche Musik von Roz Vitalis empfohlen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007