CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
The Mahavishnu Project - Return to the Emerald Beyond
(59:41 + 54:39, Cuneiform, 2007)
Das Mahavishnu Project gibt es nun schon eine Weile. Spielte die Truppe um den von allgemein Progressive Rock und speziell Gentle Giant sowie Jazzrock stilistisch beeinflussten Vibraphonisten und Schlagzeuger Gregg Bendian zu Beginn des Projektes querbeet durch das uvre des einzigartigen Mahavishnu Orchestras um den Ausnahmegitarristen John McLaughlin, mit einiger Konzentration auf die frühen LPs der Band, hat sich im Laufe der Jahre die programmatische Konzentration auf die einzelnen LPs durchgesetzt. Die erste nennenswerte CD-Veröffentlichung des Mahavishnu Projektes heißt "Phase 2", wurde 2003 auf einer US Tour mitgeschnitten und durch Gregg Bendians Label Aggregate Music in die weltweiten CD-Läden kanalisiert. "Phase 2" kennt keine Reihenfolge der Originale und spielt sich vergnügt durch diverse Songs des Mahavishnu Orchestras. Jedoch spielen Gregg Bendian und Mitarbeiter, die Besetzungen wechseln häufig, bis auf Rob Thomas (vi) sind mittlerweile alles neue Musiker an Bord, so Glenn Alexander (g), Adam Holzman (key), David Johnson (b) und die für dieses Projekt benötigten weiteren Instrumentalisten Premik Russell Tubbs (sax, fl), Maria Neckam (voc), Katherine Fong (1. vi), Zach Brock (2. vi), Nicole Federici (va) und Leigh Stuart (ce), nun, zuletzt spielte das Mahavishnu Project sich in ihren Konzerten in der zutreffenden Reihenfolge der Songs durch die LPs des Mahavishnu Orchestra, übrigens von Applaus seitens alter Mahavishnu Orchestra Musiker wie Jan Hammer nicht nur beklatscht, sondern auch tatkräftig unterstützt. Selbst John McLaughlin, der solchen Projekten stets kritisch und skeptisch gegenüberstand, ist von der spieltechnischen Qualität des Mahavishnu Projektes angetan. "Return to the Emerald Beyond", der Name sagt es bereits, ist die Neuinterpretation der 13 Songs des im Dezember 1974 in den Trident Studios, London, aufgenommenen vorletzten Mahavishnu Orchestra Albums "Visions of the Emerald Beyond". Zwei Merkmale der neuen Band werden auf den ersten Höreindruck bewusst: zum einen ist der gewaltige Eindruck der knackharten Spielweise des Originals nicht nachzuvollziehen, und selbst in der spieltechnischen Intensität und druckvollen Dichte kommt die Coverband ihrem Vorbild nicht nahe, so ist doch als zweites Merkmal die unbedingte solistische und improvisative Spielfreiheit des Projektes auszumachen - und zu loben. Das, genau das ist die Eigenständigkeit des Mahavishnu Projektes. Die 13 Songs des Originals füllen etwa 45 Minuten, dieselben Songs in der Projekt-Fassung sind erheblich viel länger und von illustren Soli ausführlich variiert und ausgespielt. Allein Opener "Eternity's breath", in seinen originalen Parts knapp 8 Minuten lang, wird hier zum 14einhalb Minuten langen Giganten. "Pastoral", keine 4 Minuten lang, strebt über 11 Minuten, "Earth ship" gewinnt um 8 Minuten - und das ist keine verdudelte Verlängerung, sondern hinreißende improvisative Spiellust und eigeninterpretatorisch variierte Auslegung der Vorbilder, das mithin ist der Sinn des Mahavishnu Projektes. Wenn auch, wie gesagt, die Härte der Spielweise nicht erreicht wird, überhaupt ist die moderne Band mit den einzelnen Instrumentalisten der frühen Band ansatz- und klangtechnisch nicht zu vergleichen ist, ist das komplette Konzert ein erfreuliches Erlebnis, das nur unbedingt empfohlen sei. Auf CD 2 gibt es nach dem regulären Konzertprogramm noch drei Bonusstücke anderer Alben des MO, die qualitativ dem Funk-orientierten ersten Programm in Qualität und Dynamik nicht nachstehen, vor allem der Mordshammer "Vital transformation" findet zu gewaltiger Atonalität und ungemein beeindruckender Aggressivität. Eine große Herausforderung steht Gregg Bendian jedoch noch ins Haus: das im März 1974 mit dem London Symphony Orchestra (unter Leitung von Michael Tilson Thomas) eingespielte und von George Martin in den AIR Studios, London, produzierte Album "Apocalypse", dessen "Power of love" eines der intensivsten Musikstücke ist, die ich überhaupt kenne und eine entsprechende Umsetzung braucht. Die nächste Herausforderung, Gregg?
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2007