CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
Ain Soph - Live Tracks '80s and '05
(58:17, Poseidon / Musea, 2007)
Ain Soph gehören zu den wenigen "Überlebenden" der japanischen Szene, die bereits seit den 70ern aktiv sind. Gut, genau genommen gab es zwischen Ende der 80er und dem aktuellen Millennium eine längere Pause, bevor man sich wieder reformierte. Geblieben ist über all die Jahre jedoch die stilistische Ausrichtung, denn die Band aus dem fernen Osten bevorzugt einen Canterbury inspirierten Progressive / Jazz Rock (eigentlich logisch bei Albentiteln wie "Hat and Field"), der so gar nicht zum Klischee von Bombast und Überdrehtheit, den man meist aus Japan serviert bekommt, passen mag. Vielmehr erinnern Ain Soph sehr oft an eine instrumentale Version von Camel in deren Frühphase bzw. warten mit Parallelitäten anderer Canterbury Epigonen auf. Bei dem vorliegenden Album handelt es sich um Studioaufnahmen, die live eingespielt, jedoch in dieser Form nie veröffentlicht wurden. Wie es der Titel des Albums andeutet, bekommt man hauptsächlich Material aus den 80ern geboten (fünf Titel stammen aus der Zeit von Januar 1985 und 1986, zwei aus dem Juli 1988) sowie einem Titel aus dem Jahr 2005. Die Soundqualität ist zwar nicht gerade berauschend (oder um es wörtlich zu nehmen, eher verrauscht und drucklos), dafür gelingen dem meist mit zwei Keyboardern agierenden Quintett spannende und ausgefeilte Interaktionen zwischen Tasten und Saiten. Es entsteht eine interessante und spielerisch sehr gekonnte Balance zwischen sinfonischer Weichheit und verspielter jazz-rockiger Virtuosität. Ain Soph setzen dabei zwar vor allem auf die melodische Schiene, doch wird hier sehr oft virtuos am Instrumentarium gewirbelt, klingt ihre Musik vom Ansatz her, bis auf einige klangliche Entgleisungen, ebenfalls so, als ob sie noch aus den seligen 70ern stammt. Da diesem Album, trotz spielerischer Feinheiten und diversen herausragenden Soloparts, leider die klangliche Finesse fehlt, spricht man letztendlich vor allem die Sammler an. Allen anderen und vor allem Liebhabern eines sinfonischen Canterbury Stils bzw. der frühen Camel sei an dieser Stelle auf die Studioalben von Ain Soph verwiesen, die vor einigen Jahren über Poseidon / Musea neu aufgelegt wurden.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007