CD Kritik Progressive Newsletter Nr.59 (05/2007)
The Gourishankar - 2nd hands
(71:06, Unicorn Digital, 2007)
Russische Band - kanadische Plattenfirma - deutsches Magazin: ich liebe die vernetzte, globale Welt! Aus dem Ural, also aus dem Grenzbereich zwischen Europa und Asien, stammen The Gourishankar, die jedoch weder stilistisch, noch gesanglich Rückschlüsse auf ihre heimatlichen Wurzeln offenbaren, jedoch auch keineswegs nach irgendeiner Combo aus der weiten, unbekannten Ferne der musikalischen Diaspora klingen. So wird auf "2nd hands" auf internationalem Niveau kräftig geproggt und gebreakt, es dürfen auch mal einige Sprenkler Folk, Elektronik, sowie ganz moderater Prog Metal bzw. eine sehr leichte Prise Jazz Rock einfließen. The Gourishankar setzen dabei vor allem auf aktuelle Sounds und melodische, jedoch sehr verschachtelte Grundstrukturen, so dass man sich einerseits zurechtfindet, man andererseits aber auch als Hörer sehr wuselig und schwungvoll überrascht wird. Es mag von Vorteil sein, dass die Band bereits seit 2002 auf der Suche nach einer eigenen musikalischen Ausdrucksform ist, bisher eine EP und zwei Alben zu Buche stehen, denn das spielerische Niveau der aktuellen Formation ist doch recht beachtlich. Auch wenn die Band ihre Musik als "Musik für mystische Tänze in Opiumhöhlen" umschreibt, so drückt dies nur recht unzureichend die Kreativität und den druckvollen Progressive Rock moderner Prägung von The Gourishankar aus. Gerade dadurch, dass hier nicht auf die Retro-Elemente gesetzt wird, man Progressive Rock lediglich als Plattform für einen quirligen und dynamischen Stil verwendet, macht "2nd hands" so interessiert. Und selbst wenn es mal komplexer abgeht, findet sich immer wieder ein Weg hin zu griffigen Strukturen. The Gournishankar sind keineswegs musikalische Weicheier, noch experimentelle Avantgardisten - vielmehr geht hier fetzig und überaus vielschichtig die Post ab. Eine interessante Entdeckung aus dem kontinentalen Randbereich Europas.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007