CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

The Pineapple Thief - Little man
(56:22, Cyclops, 2006)

So verschwommen das Coverartwork, so verschwommen auch die Musik von The Pineapple Thief, die mit ihrem fünften Longplayer endgültig in einem ganz eigenen Bereich der musikalischen Selbstfindung gelandet sind. Wäre das Musikbusiness nicht so ungerecht, so befände sich diese Band bereits bei einem größeren Label unter Vertrag und würde den Indie / Alternative Rock Bereich mit ihrer eindringlich schönen Traurigkeit aufmischen. Doch noch immer ist man beim Proglabel Cyclops unter Vertrag, in dessen vordergründiges Beuteschema Pineapple Thief so gar nicht zu passen scheint. Doch der Band scheint's egal zu sein, sie nützt ihren künstlerischen Freiraum voll aus. "Little man" gibt sich im vagen Fahrwasser von Bands wie Radiohead oder Smashing Pumpkins ungeheuer melancholisch und emotional tiefschürfend, aber dennoch mit dem untrüglichen Gespür für unheimlich eindringliche Tonfolgen voll Traurigkeit und Weltschmerz. Vorbei ist es auch auf diesem Album mit irgendwelchen Longtracks, die man zuweilen noch auf den Vorgängerwerken fand. Hauptsongschreiber Bruce Soord setzt eindeutig auf die Kraft seiner Melodien und Songschreiberqualitäten. "Little man" ist durchdrungen von einem verschlafenen, lyrischen Geist, der nicht auf direkte emotionale Ausbrüche, sondern auf feine, langsam ausgestaltete Zwischennoten setzt. So wirken die 11 Songs beim ersten Anhören vielleicht etwas zu unspektakulär, jedoch wächst dieses Album trotz seiner Trägheit mit jedem Durchlauf. Eine Qualität, die fast jedes The Pineapple Thief Album auszeichnet und inzwischen fast schon zur Perfektion gereift ist. The Pineapple Thief haben den Blick ins Hier und Jetzt gerichtet, die ehemals deutlich vernehmbaren Progwurzeln wurden immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Doch über 5.000 verkaufte Exemplare ihres Vorgängeralbums "10 stories down" sprechen eine eigene Erfolgssprache für diese Alternative Rock / Prog Band. Bittersüße Musik, die niemals genau diesen Nachgeschmack hinterlässt, sondern einmal mehr überzeugt. Nicht unbedingt 100% Prog, aber einfach gute Mucke!

Kristian Selm



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