CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)

Moving Gelatine Plates - Removing
(53:47, Musea, 2006)

Wenn eine Band nach vielen Jahren plötzlich wieder ein neues Album veröffentlicht, frage ich mich oft nach der Motivation. Das gilt vor allem dann, wenn es sich um eine Gruppe der Marke Obskur handelt. Als Moving Gelatine Plates Anfang der 70er ihre ersten beiden Alben veröffentlichten (1971 Same, 1972 "The world of Genius Hans") waren die Erwartungen sicher anders. Man war jung und begierig darauf, die Welt mit Musik zu erobern. Doch mit ihrer schwierigen Mischung aus Soft Machine inspiriertem Jazzrock, zappaesken Elementen und Underground-Rock konnten sie lediglich einen kleinen, loyalen Fankreis aufbauen. So steckte die Band schnell in einer finanziellen Krise und löste sich auf. Doch Bassist / Sänger Didier Thibault wollte es Ende der 70er noch einmal versuchen. Er suchte sich neue Musiker, kürzte den Bandnamen auf "Moving" und nahm ein neues Album auf, das 1980 auf einem Mini-Label veröffentlicht wurde. Doch auch mit der etwas softeren und weniger experimentellen Ausrichtung der Formation scheiterte das Comeback. Und heute? 26 Jahre nach Moving präsentiert Thibault ein neues Album. Von der Urbesetzung ist außer ihm niemand mehr dabei. Lediglich Saxophonist Jean Rubert aus der Moving-Phase ist wieder mit von der Partie. Nur manchmal werden Erinnerungen an die alten Aufnahmen wach, allerdings wesentlich eingängiger, melodiebetonter. Die Band spielt einen über weite strecken entspannt klingenden Jazzrock, die wilden Experimente der Frühphase gehören der Vergangenheit an. Dabei kann man ihnen nicht absprechen, sich um ein gewisses Maß an Eigenständigkeit zu bemühen. Denn neben den klassischen Rockinstrumenten kommen auch Saxophon, Flöte, Violine, Trompete und Cello zum Einsatz. Somit gibt es auch Ähnlichkeiten zum Chamber-Rock. Einzig nervig ist Thibaults gelegentlicher englischsprachiger Gesang, den er mit einem unfassbar französischen Dialekt vorträgt. Ungefähr so, als wenn Eloys Frank Bornemann Englisch singt... Doch zum Glück ist der Großteil des Albums instrumental. Einzelne Songs besonders hervorzuheben ist nicht nötig, das Album wirkt wie aus einem Guss und letztendlich ähneln sich die Kompositionen sehr. Besonders hervorzuheben sind die exzellenten Solis am Saxophon und Violine, trotzdem drängt sich niemand in den Vordergrund, alles passt gut zusammen. Das Album wirkt eingängig und trotzdem anspruchsvoll. Auch wenn MGP nichts grundsätzlich neues bieten, ein dennoch gelungenes Album, dass nicht zuletzt wegen der vielen verwendeten Instrumente immer neue Facetten offenbart. Warum auch immer Thibault das Comeback gestartet hat und was immer er sich auch davon versprechen mag, hoffe ich doch, dass dieses Album seine Hörer finden wird.

Andreas Kipp



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