CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)
Hyskal - Insight
(66:32, Brennus Music, 2005)
Es hat schon seine Vorteile, wenn man eine etwas ältere CD kritisieren darf und somit netterweise auf die Beurteilung anderer zurückgreifen kann. So bekamen bei den Kollegen vom Underground Empire die aus Frankreich stammenden Hyskal ein eher mittelprächtiges Zeugnis ausgestellt: "Hyskal spielen progressiven Metal, der zwischen extremsten Frickeleien und entspannten, barmusikartigen Parts mit Saxophonbegleitung hin- und herpendelt...Jedoch ist unterm Strich alles ziemlich sperrig geraten, so dass der Faktor Eingängigkeit bei Hyskal nahezu vernachlässigt werden kann." Hier bleibt nur hinzuzufügen: wohl wahr, der Kollege hat (fast) Recht, aber eben nur fast. Zuerst einmal stellen Hyskal vor allem ihre technischen Fähigkeiten und Finessen in den Vordergrund. Hier wird kräftig an den Instrumenten gewirbelt, nur selten lassen sie Verschnaufpausen Raum zum Atmen. Die einzige Ausnahme bilden einige wenige zurück genommenen Passagen, wobei die bereits angesprochene Saxophonbegleitung keineswegs zu bahnbrechend bzw. wirklich expressiv in die Musik eingreift, sie mehr als instrumentale Ergänzung zu sehen ist. Doch trotz hohen Frickelfaktors und mächtiger Power sorgt gerade die gekonnte instrumentale Breitseite, wie auch der französischsprachige Gesang für eine interessante Facette, sind auch die heftigen Exkursionen an Gitarre und Keyboards keineswegs zu überladen. Alles eben nur eine Art der Sichtweise und hängt unweigerlich davon ab, aus welcher Richtung man eben ursprünglich kommt. Für den Proggie sicherlich noch auszuhalten, ist für den reinen Metalhead (ohne irgendwelche diffamierenden Vorurteile) die Musik von Hyskal sicherlich zu ungewöhnlich und fernab vom reinen Metal bzw. zugänglichen Prog Metal anzusiedeln. Beide Sichtweisen sind durchaus verständlich und nachvollziehbar. "Insight" ist dennoch im Großen und Ganzen (mit der progressiven Brille für virtuose Tonfolgen) ein ordentliches Prog Metal Album. Der Wechsel aus kürzeren Songs und epischen Fragmenten sorgt für die nötige Abwechslung, der französische Gesang macht die Sache leicht ungewöhnlich und auch vom Spielerischen her gibt's nichts zu meckern. Wer's etwas mehr technisch und heftiger mag, gerne aber auch lyrische Elemente francophiler Prägung mag, dürfte hier mal reinhören.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007