CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)
Michael Harris - Orchestrate
(50:15, Lion Music, 2006)
Michael Harris ist einer der großen Meister seines Faches: der Gitarre. Aber nicht das exzellente Bedienen der Gitarre allein versteht der Musiker perfekt. Er ist ein außergewöhnlicher und pfiffiger Komponist. Und das mitten in einem Genre, dem man Extravaganz und Eigenwilligkeit nicht zutraut. Im mainstreamigen Progressive Rock. Michael Harris nennt sein neues Album denn auch gleich "Orchestrate", um anzuzeigen, dass er dem schöngeistigen Bombast des harmonischen Wohlklanges erlegen ist, zeigt damit aber auch das Selbstbewusstsein, seine musikalischen Schöpfungen als auf hohem Niveau zu erkennen. Das Selbstbewusstsein ist ganz recht am Platz. Wenn auch einige Plattitüden und altbekannte Muster sich auftun, so ist das Gros der Songs doch lebhaft, virtuos und wohlklingend, OHNE sich zu sehr an Vorbilder anzulehnen. Klassischer Schmalz, von olle Malmsteen inspirierte Gitarrensoli und bombastischer Progressive Rock gehen hier eine faszinierende und kurzweilige Vereinigung ein. Es jubiliert und rockt an allen Ecken und Enden. Schwindelerregende Gitarrensoli, schwere Rockgeschütze und himmelstürmende Keyboardorchester schwingen sich durch die Songs. Michael Harris hatte sich in der Vergangenheit bereits als Fusion-Meister gezeigt, Metal und Progressive Rock gespielt. Auf "Orchestrate" fließt das alles zusammen. Die vielfältigen und stets aktiven Klassik-Schübe, die per Synthesizer und Keyboards eingebracht wurden (was Michael Harris neben aller Saitenarbeit exzellent und feinsinnig ausgewogen getan hat), sind witzig. "Orchestrate" ist Frohsinn pur, sicher nicht frei von Kitsch, aber ohne jeden Schwulst. Die instrumentalen Songs rocken, jubilieren und jagen mit guter Laune frisch und flott dahin. Nur unterstützt von Schlagzeuger Matt Thompson, der sich ebenso wie Michael Harris gewiss über so manche Geschwindigkeitsorgie kaputt gelacht hat, hatte Michael Harris hörbar Spaß daran, Klischees und Interessantes wohl zu verquicken und ein sehr kurzweiliges und geradezu tanzbares, erfrischend eindrucksvolles Album vollzuspielen. Einfach gut!
Volkmar Mantei
© Progressive Newsletter 2007