CD Kritik Progressive Newsletter Nr.58 (02/2007)
Woolly Wolstenholme - Maestoso
(48:37, Eclectic Discs, 1980)
Nach seinem Ausstieg bei Barclay James Harvest veröffentlichte Woolly Wolstenholme kurz danach mit "Maestoso" sein erstes Soloalbum. Doch während seine ehemaligen Mitstreiter vor allem in Deutschland gleichzeitig ihre kommerziell erfolgreichste Phase erlebten, geriet deren ehemaliger Keyboarder / Sänger recht schnell in Vergessenheit. Die Zeit für seine meist pastoralen Ideen im moderaten und luftigen Soft Rock Sound schienen vorbei zu sein bzw. auch die Plattenfirma ließ fast jegliche Unterstützung vermissen. Doch glücklicherweise wiederholt sich eben die Geschichte manchmal. So liegt "Maestoso" nach diversen CD Wiederveröffentlichungen in der Vergangenheit inzwischen remastered und mit Bonustracks vor. Dabei handelt es sich übrigens beim Bonusmaterial um Livetitel von einem einigermaßen brauchbaren Bootlegmitschnitt aus Wien. Jedoch sollte man diese Dreingaben eher als netten Bonus betrachten. "Maestoso" ist in der Gesamtbetrachtung sicherlich kein schlechtes Album. Jedoch fehlt eben hier und da die Leidenschaft der Vergangenheit, haben statt Mellotron, Orgel, Moog und orchestralem Sound eben auch einfach mal schlichtere Rockideen das Sagen. So beginnt das Album mit dem rockigeren "Sail away" und dem mit leichtem Reggae Rhythmus durchtränkten "Quiet Islands" eher verhalten und durchwachsen, bevor das verträumte "A prospect of Whitby" endlich wieder die alte Magie erkennen lässt. Interessanterweise sind es gerade die Songs, die entweder für Barclay James Harvest vorgesehen waren bzw. ursprünglich von den anderen drei abgelehnt wurden (z.B. "Gates of heaven" oder "American excess"), die besten Titel auf "Maestoso". Hier gelingt es Wolstenholme am besten, seine typisch lyrischen Trademarks mit Rockattitüde zu würzen. Gerade die Mischung aus sinfonischen bzw. ruhigen Momenten, analogen, etwas angetagt klingenden Tastensounds und einer fast schon sakralen Stimmung, machen den Reiz eines Großteils des Albums aus. Zum Schluss das gute Ende: Ende der 90er räumten Woolly Wolstenholme und sein ehemaliger Bandkollege John Lees alte Streitigkeiten bei Seite und gingen mit den alten Klassikern unter dem Namen John Lees` Barclay James Harvest auf Tour. Ende 2006 fand diese Zusammenarbeit im Livesektor ihre Fortsetzung und so sind bereits weitere Termine für das Jahr 2007 in Planung.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2007