CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

King Of Agogik - Membranophonic experience
(73:55, Saustark Records, 2006)

Soloalben von Gitarristen und Keyboardern kennt man ja zur Genüge, deswegen ist es schon mal was Anderes, wenn die Soloscheibe eines Schlagzeugers vorliegt. Hans Jörg Schmitz unternahm unter dem Pseudonym King Of Agogik seinen "eigenen, kleinen Egotrip" (Zitat von der Website). So rührt und schlägt er nicht nur auf ein mannigfaltiges Arsenal ein; Keyboards, Gitarre, Sounds und Samples hat er gleich auch noch beigesteuert während einige Gastmusiker zusätzliche Unterstützung lieferten. Herausgekommen ist bei "Membranophonic experience" ein recht kruder Mix aus 70s Progressive / Art Rock, Blues Rock, Soundcollagen mit Schlagzeuguntermalung, Jazz Rock / Fusion und natürlich darf auch ein unvermeidliches, sehr ausgiebiges Schlagzeugsolo nicht fehlen. Über spielerisches Können und Technik sollen bewanderte Spezialisten urteilen, lieber konzentriere ich mich auf den Inhalt dieses Albums und was beim Zuhören hängen bleibt. Zu entdecken gibt es hier einiges, und vor allem die leicht Jazz Rock / King Crimson angelehnten Instrumentals ("Yeti's awaken", "Bassomania", "King's garden"), sowie das klassisch angehauchte, sehr starke "The Lobero" bleiben haften. Meist drängt sich jedoch das Schlagzeug in den Vordergrund, was leider den "Egotrip", gewollt oder ungewollt, verstärkt. Aber jeder Solist hört nun mal wohl am liebsten sein eigenes Instrument. Weiterhin ist das Album übervoll von Samples, Fragmenten und Zitaten. Da hört man auf einmal ein paar Takte Genesis ("Los endos"), Soundschnipsel aus Songs von u.a. Alan Parsons ("A dream within a dream"), The Beatles ("Sgt. Pepper's") bis hin zu Pink Floyd ("Wish you were here") oder Reden von u.a. Martin Luther King werden eingewoben. Nichts gegen inhaltliche Wechsel, jede Menge Abwechslung sowie Soundcollagen, aber hier wurde einfach zu viel hineingesteckt, was leider den Eindruck eines Patchwork-Albums verstärkt. So ist "Membranophonic experience" eine etwas undurchsichtige Angelegenheit, die ihre stärksten Momente sicherlich dann hat, wenn richtige Songstrukturen und nicht recht willkürlich wirkende zusammengestückelte Ideen in den Vordergrund treten. So reicht das eigene Empfinden von Begeisterung bis hin zum großen Fragezeichen im Gesicht, was aber dennoch dazu führt, dieses Album alles in allem als positiv zu beurteilen. Ohne die ganzen "Spielereien" handelte es sich sicherlich um ein ordentliches bis gutes Album.

Kristian Selm



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