CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Jam Camp - Live
(69:46, Flying Spot Entertainment, 2006)
Kategorisierungen sind ja nicht unbedingt schlecht, da sie einem als Hörer bereits eine gewisse Richtung vorgeben, das Ge- oder Missfallen bzw. die "Einsortierung" des eigenen Geschmacks erleichtern. Doch was mittlerweile alles unter dem Label "Jam Rock" läuft, liegt musikalisch doch teilweise um Welten auseinander. Alleinig das ausgiebige Improvisieren, das Jammen verbindet diese Bands, wobei diese Richtung in den U.S.A. sich seit Jahren an einer recht großen Fangemeinde erfreuen darf, während bei uns diese ganze Bewegung noch in den Kinderschuhen steckt und wohl kaum in nächster Zeit eine wesentliche Besserung in Sicht ist. So finden also die Konzerthappenings weiterhin meist in den Staaten statt, bei uns kann man sich dafür an den Alben der jeweiligen Band erfreuen. Jam Camp, bestehend aus zwei Gitarristen, sowie Saxophonist, Bassist und Schlagzeuger, jammen und improvisieren sich auf dem simpel betitelten Album "Live" vor allem durch den Jazz Rock / Fusion Bereich, wobei ein deutlicher Schwerpunkt immer noch im Rock zu finden ist. Die im April und Juli dieses Jahres entstandenen Liveaufnahmen leben von der wachen Interaktion der hier miteinander Musizierenden, dies jedoch alles auf einem sehr soliden, songdienlichen Rockfundament, über dem die Solisten an Saxophon und Gitarre ihre ausführlichen Ausschmückungen vollführen. Die Musik von Jam Camp überzeugt vor allem durch ihren lässigen Fluss, denn trotz aller Virtuosität geht hier keineswegs das Feeling verloren, wandert die Band keinesfalls orientierungslos durch solistische Fingerübungen. Auf der anderen Seite fehlt zwar so etwas wie der zwingende Zug, die mitreißende Expressivität nach vorne, aber gerade live kann man dieser Band sicherlich einiges an Unterhaltungswert zusprechen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006