CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Ixion - Talisman
(68:04, Privatpressung, 2006)
Mit ihrem zweiten Album setzen die aus den Niederlanden kommenden Ixion wiederum voll auf die Konzeptschiene. Die Story dreht sich um einen mysteriösen Talisman, dessen Geschichte man durch mehrere Jahrhunderte verfolgt. So wird fast die gesamte Menschheitsgeschichte vom biblischen Verräter Judas, den Rittern des Templerordens über Katherine die Große bis in die Jetztzeit gestreift. Passend zur großen Geschichte, werden musikalisch ebenfalls Stilmerkmale gewählt, die mehrfach die breite Masse ansprechen: sinfonischer Neo Prog mit einem guten Schuss Härte aus der progmetallischen Sparte, alles ummantelt von einem soliden Rockgerüst. Die majestätische, pathetisch aufgebauschte Klangorgie wird durch leichte Folkelemente, mystische Stimmungen und eine melodische Grundausrichtung in nicht zu überladene Bahnen gelenkt. Handwerklich gibt es beim Projekt um den Keyboarder / Bassisten und Komponisten Jankees Braam sicherlich nicht sehr viel zu meckern, doch wird hier mit den hinlänglich bekannten Klischees nur so geklotzt, sind die wirklichen Überraschungsmomente rar gesät. Von Anfang an ist klar, dass hier voll auf Power, Retro- und Fantasy-Zutaten, sowie bedeutungsschwangere Atmosphäre gesetzt wird, die leisen Zwischentönen dienen lediglich als kurze Verschnaufpausen. Doch kann sich diese Produktion nicht einer gewissen hausbackenen, wenn auch souverän umgesetzten Vorausschaubarkeit erwehren. Fast kein Fettnapf wird ausgelassen, stilsicher wird von einem Topf zum nächsten getappt. Das ist zweifelsohne ordentlich bis gut gemacht, aber die All-Star-Band mit Musikern aus der holländischen Prog-Garde verfährt ausschließlich nach allseits bekannten Erfolgsmustern, der rechte Biss geht meist verloren und etwas mehr Mut hätte somit dieser Scheibe sicherlich gut getan. So bleibt "Talisman" letztendlich vor allem eine bodenständige, spielerisch durchaus ansprechende Konzeptarbeit mit einigen starken Momenten, bei der fast ausschließlich auf Nummer Sicher gegangen wird. Die einen werden es mögen, die anderen bekommen alle Vorurteile bestätigt. Ob es bei weiteren Werken zu mehr reicht, wird die Zukunft zeigen.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006