CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Harmony In Diversity - Trying
(36:59, Privatpressung, 2006)
Seit seiner Trennung von Yes vor mehr als 35 Jahren unternahm deren ehemaliger Gitarrist Peter Banks eine sehr vielschichtige musikalische Entwicklung, die in den 70ern u.a. über die Bands Flash, Empire bis hin zu diversen Soloaktivitäten reichte. Momentan firmiert er zusammen mit Nick Cottam (Bass) als Harmony In Diversity; welches zusammen mit Andrew Booker (Schlagzeug) als reines Instrumentaltrio seit 2004 existiert. "Trying" hätte nach den Worten von Andrew Booker als Album eigentlich nie entstehen dürfen, denn nach stilistischer Umorientierung schrumpfte man nach dem Ausstieg von Booker auf Duogröße und fand sich lediglich dieses Jahr als Trio für einige spontane Auftritte zusammen. "Trying" enthält nun Aufnahmen aus den ersten Sessions vom September / November 2004, die das Trio einfach beim lockeren Improvisieren dokumentieren. Nicht jede Idee funktioniert, nicht immer passt die Richtung, dennoch entstehen über weite Strecken äußerst interessante und spannende Strukturen, die zwar im Rock verwurzelt sind, aber auch von psychedelischer Freiheit und fast schon krautrock-artigen Stimmungen durchzogen werden. Um die bisherigen Arbeiten von Peter Banks als Vergleich heranzuziehen: es gibt wohl kein vergleichbares Album in dieser Art in seiner Diskografie und auch vom Gitarrenspiel ist er hier meilenwert von seinen sonstigen Aktivitäten entfernt. Also Vorsicht! Die langgezogenen, spacigen Jams in der ersten Hälfte des Albums lassen den Musikern jede Menge Raum, während die zweite Hälfte einen wesentlich konzentrierteren, relaxteren Eindruck hinterlässt. Gerade das Fallenlassen, das Spiel mit Atmosphäre und offener Spielweise funktioniert über weite Strecken wirklich gut. Fans von Improvisationen und freiem Spiel dürfen hier gerne ein Ohr riskieren.
Kristian Selm
© Progressive Newsletter 2006