CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Fission Trip - Volume One
(57:07, Voiceprint, 2005)
Angenommen, man würde King Crimson, Van der Graaf Generator und Genesis miteinander kreuzen - was entstünde daraus? Womöglich sind Fission Trip die Antwort auf Fragen wie diese. Denn auf "Volume One" tun sie genau das, was die oben genannten Prog Rock-Veteranen in den frühen 70ern auszeichnete. Natürlich tut die personelle Besetzung mit u.a. drei früheren Crimson Mitgliedern (Mel Collins, Ian Wallace, und Ausnahmegitarrist Adrian Belew) sowie zwei Musiker aus der Band "Hands" ihr Übriges, doch Fission Trip haben es nicht nötig, von anderen Gruppen zu klauen, denn dazu haben die Musiker einen viel zu großen Charakter. Und somit wollen ihre neun Songs regelrecht entdeckt und dechiffriert werden. Der erste Höreindruck ist vielleicht etwas schrullig, altmodisch bis angestaubt, weil Bass, Piano, Keys und besonders die Drums bzw. Percussion den Originalsound der 70er um 100% treffen. Doch dann: eine kühne Mischung aus komplexen Klangbauten, wilden Experimenten und harmonisch mutigen, dennoch fassbaren Liedern. Das alles ist sehr intelligent gemacht und trotz der dominierenden musikalischen Wurzeln der Musiker höchst kreativ und lebhaft. Gefällt mir persönlich sogar noch um einiges besser als das Comeback-Album "Present" von "VdGG", oder das Debütalbum von The Tangent. Etwas schade, dass die Stimme des Ian Wallace nicht ganz soviel Ausdruck hergibt, allerdings greift er lediglich bei drei Songs zum Mikrofon, den Rest übernimmt Ernie Meyers, und dessen Stimme ist dann auch wesentlich filigraner. Ansonsten eine wunderbare Scheibe, die für jeden Prog-Fan einfach ein Muss darstellt.
Andreas Kiefer
© Progressive Newsletter 2006