CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)
Ex Vagus - Âmes vagabondes
(61:31, Galileo Records, 2006)
In einer vom Motiv schön gestalteten Umhüllung findet man den fünften musikalischen Output einer französischen Sinfonik-Rockband, die 1995 in Grenoble gegründet wurde. Die musikalischen Einflüsse sind nach eigenen Angaben der Band in den siebziger Jahren verwurzelt und man bezieht sich auf Gruppen wie Ange, Genesis, Barclay James Harvest, Yes, Pink Floyd, Dream Theater oder Spock's Beard. Auf den bisher erschienenen Schallquellen (die ersten drei sind wohl vergriffen) wie auch bei ihren Live-Präsentationen hat man zum Teil die Darbietung und Inszenierung von Rockopern verfolgt. Diesen Stil erkennt man phasenweise auch auf der Klangreise ihres aktuellen Werkes. Wesentlich wird das durch den französischen Gesang von Eric Vedovati geprägt. Seine markante Stimme bewegt sich in einer abwechslungsreichen Mischung aus Rockröhre, Operettengesang, theatralischer Tonierung und chansonesken Klängen. Getragen wird dieser besondere Gesang von seinen vier musikalischen Begleitern in einem weiten Feld sinfonischer, rockiger und manchmal auch ambienter Töne. Als bekannter Gast wirkt Ange-Mastermind Christian Décamps auf einem Stück mit und zusätzlich hat er den Song "Ici" auch komponiert. Dieses Lied ist für mich leider gerade der schwächste Song, da die Ballade trotz dramatischen Gesangs bei mir einfach nicht haften bleiben möchte. Vielleicht hat es auch damit etwas zu tun, dass ich bis heute immer noch nichts mit Ange anfangen kann. Die anderen ansprechenden sieben Lieder, im jeweiligen Zeitrahmen zwischen fünf bis zwölf Minuten Länge, bewegen sich in überwiegend abwechslungsreicher sinfonischer Ausrichtung. Keyboard und Gitarre kann man als gleichberechtige Leadinstrumente betrachten, wobei ein sauberes und klanglich überzeugendes Fundament von Bass und Schlagzeug geliefert wird. Ertönt das Spiel der Leadgitarre, fallen mir Ähnlichkeiten zu den Fertigkeiten der Herrn Steve Rothery und Steve Hackett ein. Ja, zum Thema Ähnlichkeiten schießen mir auch bei der gesamten Betrachtung dieses musikalischen Werkes spontan drei Bands durch den Kopf: Nemo, Marillion und AmAndA. Insofern eine etwas außergewöhnliche Mischung, die mir aber nach mehrmaligem Anhören dieser CD immer wieder Freude bereitet, auch wenn der Gesang schon mal anstrengt.
Wolfram Ehrhardt
© Progressive Newsletter 2006