CD Kritik Progressive Newsletter Nr.57 (11/2006)

Earth Lab - Element
(56:24, Earth Lab Records, 2006)

Allein das Lesen der beteiligten Musiker / Gäste ist nicht nur eindrucksvoll, sondern lässt bereits erahnen, in welche Richtung der Gitarrist und ex-Hawkwind Musiker Jerry Richards sein Projekt Earth Lab steuert. Denn neben ihm sind noch drei weitere ehemalige Hawkwind Mitstreiter von der Partie, als da wären: Simon House (Violine), Steve Swindells (Keyboards, Gesang) und Ron Tree (Gesang). Auch ganz gelungen die Gastauftritte von Jon Moss (Culture Club(!)), sowie Massive Attack Bassist Winston Blissett. Doch genug des Name Droppings, ab zur Musik, die natürlich sehr tief im 70s Space / Psychedelic Rock und moderaten Elektronikbereich verwurzelt ist. Ob trippig, spacig, groovig oder einfach sphärisch durchgeknallt, die Musiker verstehen ihr stilistisches Handwerk und lassen recht oft durchscheinen, dass sie doch eher in der Vergangenheit zu Hause sind. Andererseits wirken auch die psychedelischen Zutaten keineswegs ausschließlich im Gestern verwurzelt, denn vor allem die Synthies blubbern hin und wieder eine Spur zeitgemäßer, einige Loops flirten heftig mit aktuellen Trends. Doch meist gibt ein etwas monotoner, jedoch sehr eindringlicher Rhythmus das Tempo vor, über dem die Musiker ihre abgehobenen Soli zelebrieren und bisweilen komplett verhallte Textnachrichten in den Äther schleudern. Die Gitarre darf dazu kräftig röhren, was einem wieder mal bewusst macht, wer hier vom Sound her für aktuellere Bands wie z.B. Monster Magnet ursprünglich Pate stand. Doch auch Simon House geigt, was die Saiten hergeben. "Element" ist somit ein schöner und überzeugender Trip in die psychedelische bzw. spacige Vergangenheit mit einigen Tupfern aus dem Hier und Jetzt, der aber aufgrund des Revivals dieses Musikstils, keineswegs nur angetagt wirkt.

Kristian Selm



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